Lohnentwicklung Reallöhne

 

LOHNENTWICKLUNG:

 

22/03/2017:

Reallöhne blieben auch 2016 im Aufwind geringer Inflation

(von Markus Krüsemann)

 

Nach Jahren einer sehr schwachen Lohnentwicklung sieht es für die abhängig Beschäftigten seit 2014 wieder etwas rosiger aus. 2016 ist nun das dritte Jahr in Folge mit erkennbar steigenden Reallöhnen gewesen. Die Nominallohnsteigerungen waren aber zu gering, das Plus beruhte weiterhin ganz entscheidend auf der niedrigen, zuletzt wieder anziehenden Inflationsrate.

 

Für abhängig Beschäftigte war 2013 ein Jahr zum Vergessen, denn es markierte einen erneuten Tiefpunkt in der Entwicklung der Löhne. Damals gipfelte der bereits 2010 einsetzende Abwärtstrend erstmals nach 2007 wieder in Reallohnverlusten (siehe 20.02.2014). Seitdem geht es wieder deutlich bergauf. Die Trendwende ins Positive hat auch 2016 angehalten. Nachdem die Reallöhne auch im vierten Quartal 2016 gestiegen sind, stand am Ende des Jahres erneut ein Plus, das sich vor allem der weiterhin sehr geringen Inflation verdankte.

 

Einer heute veröffentlichen Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) zufolge sind die um Preissteigerungen bereinigten Löhne der vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich im vierten Quartal 2016 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um magere 1,1 Prozent gestiegen. Im Verein mit den üppigeren Wachstumsraten der vorhergehenden drei Quartale (siehe 22.12.2016 und 22.09.2016) summierte sich die Reallohnsteigerung 2016 auf 1,8 Prozent.

 

 Entwicklung der Real- und der Nominallöhne 2008 bis 2016 (in Prozent)

Lohnentwicklung 2008 bis 2016
Quelle: Statist. Bundesamt: Reallohnindex

 

Wie schon im Vorjahr, so spielte auch 2016 die geringe Preissteigerungsrate den abhängig Beschäftigten in die Hände, denn es sind weniger die nominalen Lohnsteigerungen - sie beliefen sich 2016 auf nicht unbedingt berauschende 2,3 Prozent - als vielmehr eine kaum spürbare Inflationsrate von gerade mal 0,5 Prozent, die am Ende für die höheren Lohneinkommen sorgte. Ob dies auch im Jahr 2017 so bleibt, ist fraglich, denn bereits im vierten Quartal 2016 kam es zu einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise. Erstmals seit dem ersten Quartal 2014 stiegen sie wieder um mehr als ein Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. „Höhere Inflation bremst Anstieg der Löhne zum Jahresende“ titeln Zeit online und andere daher folgerichtig.

 

Geringverdienende holen weiter auf

 

Wie das Statist. Bundesamt weiter berichtet, haben auch 2016 vor allem die Beschäftigten mit eher unterdurchschnittlichen Verdiensten überdurchschnittlich hohe nominale Zuwächse für sich verbuchen können. Nach 2015 wurden die größten Nominallohnsteigerungen auch 2016 wieder für die Gruppe der ungelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern registriert. Nach vorangegangenen 4,1 Prozent lagen ihre Bruttomonatsverdienste (inklusive Sonderzahlungen) diesmal um 3,1 Prozent höher als im Vorjahr. Ähnlich die Entwicklung bei den MinijobberInnen. Für ihre Arbeit erhielten sie im Durchschnitt des Jahres 2016 3,6 Prozent mehr Lohn.

 

So erfreulich dieser Trend ist, die Geringverdienenden hatten es längst schon bitter nötig, denn es waren die unteren Einkommensgruppen, die während der vergangen zwei Jahrzehnte sehr geringe Einkommenssteigerungen oder sogar Einkommensverluste hatten hinnehmen müssen. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einem Wochenbericht vom Januar 2017 feststellt, hatten die untersten zehn Prozent der privaten Haushalte in Deutschland von 1991 bis 2014 unter Berücksichtigung der Inflation am Ende acht Prozent weniger als 1991 zur Verfügung. Das verfügbare Realeinkommen der obersten zehn Prozent ist dagegen im gleichen Zeitraum um knapp 27 Prozent gestiegen - ein handfester Skandal.

 

Grundlage der Berichte zur Lohnentwicklung bildet die Vierteljährliche Verdiensterhebung. Sie wird seit dem Jahr 2007 durchgeführt. Erfasst werden darin u.a. die Bruttoverdienstsummen von Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten in 40.500 Betrieben mit mindestens fünf Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich.

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Quellen:

Pressemitteilung Nr. 103 des Statist. Bundesamtes vom 22.03.2017

 

Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex, 4. Vierteljahr 2016, Wiesbaden.

 

Zeit online vom 22.03.2017

 

Weiterlesen:

 

- Grabka, M./ Goebel, J. (2017): Realeinkommen sind von 1991 bis 2014 im Durchschnitt gestiegen – erste Anzeichen für wieder zunehmende Einkommensungleichheit. In: DIW Wochenbericht, 84. Jg., Nr. 4, S. 71-82.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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