LOHNENTWICKLUNG:

 

22/09/2016:

Reallöhne steigen im zweiten Quartal 2016 weiter an

(von Markus Krüsemann)

 

Die Reallöhne der abhängig Beschäftigten sind im siebten Quartal in Folge um mehr als zwei Prozent angestiegen. Und erneut sorgt nur die kaum vorhandene Inflationsrate dafür, dass sich ein eher mäßiges nominales Plus in ein vergleichsweise gutes Reallohnwachstum verwandelt.

 

An den Tariflöhnen, sonst meist Treiber der Lohnentwicklung, hat es diesmal nicht gelegen. Während diese laut eines Berichts des Handelsblatts im zweiten Quartal 2016 nominal nur um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zulegen konnten, stiegen die Löhne insgesamt in diesem Quartal nominal um 2,4 Prozent. Auch das ist nicht gerade rekordverdächtig, lag doch die Nominallohnsteigerung im ersten Quartal 2016 noch bei 2,8 Prozent (siehe 23.06.2016). Aufgrund einer gen Null tendierenden Inflationsrate schlägt sich das Plus am Ende aber beinahe vollständig als Kaufkraftgewinn bei den Beschäftigten nieder.

 

Das Statistische Bundesamtes (DESTATIS) gab dazu heute in einer Pressemeldung bekannt, dass die Preissteigerungsrate im zweiten Quartal 2016 nur noch bei 0,1 Prozent gelegen hat. Damit sind die Reallöhne der vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 2,3 Prozent gestiegen. Wie Finanznachrichten.de treffend resümiert, hat sich der Reallohnzuwachs also auf hohem Niveau etwas abgeschwächt. Bemerkenswert daran ist allerdings, dass die Löhne nun bereits zum siebten Mal in Folge um mehr als zwei Prozent gestiegen sind.

 

 Entwicklung der Real- und der Nominallöhne I/2012 bis II/2016 (in Prozent)

Entwicklung der Reallöhne
Quelle: Statist. Bundesamt: Reallohnindex

 

Ein Grund für die insgesamt nur mäßig angestiegenen Nominallöhne liegt in der verhaltenen Lohnentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe. Dort haben sich die Löhne im zweiten Quartal 2016 mit einem mageren Plus von gerade mal 1,0 Prozent unterdurchschnittlich entwickelt. Laut DESTATIS sei dies darauf zurückzuführen, dass bedeutende Tarifabschlüsse der Metall- und Elektroindustrie sowie der chemischen Industrie noch nicht wirksam beziehungsweise nicht ausgezahlt wurden.

 

Geringqualifizierte mit deutlichem Lohnplus

 

Wie ein Blick auf die Gliederung des Nominallohnindex nach sogenannten Leistungsgruppen zeigt, hat die Gruppe der ungelernten Arbeitnehmer/innen von der allgemein positiven Lohnentwicklung erneut am stärksten profitiert. Sie verdienten im zweiten Quartal 2016 nominal 2,8 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Im ersten Quartal 2016 hatte das Plus allerdings noch bei 3,7 Prozent gelegen. Unterdurchschnittliche Lohnsteigerungen gab es hingegen bei den angelernt Beschäftigten, die sich mit 1,9 Prozent mehr begnügen mussten, und bei den Fachkräften. Deren Löhne stiegen nominal um 2,1 Prozent.

 

Grundlage der Daten zur Lohnentwicklung bildet die Vierteljährliche Verdiensterhebung, die seit dem Berichtsjahr 2007 durchgeführt wird. Erfasst werden darin u.a. die Bruttoverdienstsummen von Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten in 40.500 Betrieben mit mindestens fünf Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich.

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Quellen:

Pressemitteilung Nr. 335 des Statist. Bundesamtes vom 22.09.2016

 

Handelsblatt online vom 29.08.2016

 

Weiterlesen:

 

- Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex, 2. Vierteljahr 2016, Wiesbaden.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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