Verdienste, Lohnentwicklung

 

LOHNENTWICKLUNG:

 

21/12/2015:

Reallohnentwicklung auch im dritten Quartal 2015 positiv

(von Markus Krüsemann)

 

 

Anderthalb Jahre lang ging es mit der Lohnentwicklung bei vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich durchgängig aufwärts. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) gab es auch im dritten Quartal 2015 wieder ein Plus bei den Reallöhnen. Der Anstieg war indes schwächer als in den vorherigen Quartalen (siehe 22.09.2015 und 02.07.2015) und wird weiterhin von einer sehr geringen Inflation gestützt.

 

Wie das Statistische Bundesamt in einer Pressmeldung zu den Ergebnissen der Vierteljährlichen Verdiensterhebung (VVE) schreibt, sind die Reallöhne, also die um die Preisentwicklung bereinigten Arbeitnehmerverdienste im dritten Quartal 2015 um durchschnittlich 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Wie schon in den drei vorhergehenden Quartalen verdankt sich die positive Entwicklung größtenteils dem kaum vorhandenen Wachstum der Verbraucherpreise, die im Vergleich zum Vorjahresquartal um gerade einmal 0,1 Prozent zulegten.

 

Die Nominallöhne (regelmäßig gezahlte Verdienstbestandteile und Sonderzahlungen) stiegen im dritten Quartal 2015 um durchschnittlich 2,6 Prozent, wobei die Entwicklung laut einer Aufstellung des Bundesamtes zu den Arbeitnehmerverdiensten bei den einzelnen Wirtschaftsabschnitten deutlich unterschiedlich verlief. Ein starkes Lohnplus gab es im Bereich „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ (+8,4%), in den Wirtschaftsabschnitten „Information und Kommunikation“ (+6,9%) und „Energieversorgung“ (+5,0%) sowie im „Gastgewerbe“ (+4,6%).

 

Recht mager fielen die Nominallohnsteigerungen in den Bereichen „Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden“ (+1,1%) und „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ (+1,0%) aus. Im Wirtschaftsabschnitt „Erbringung von sonstigen Dienstleistungen“ mussten die Beschäftigten sogar Nominallohnverluste in Höhe von 1,2 Prozent hinnehmen.

 

Entwicklung der Real- und der Nominallöhne I/2012 bis III/2015 (in Prozent)

Entwicklung der Real- und der Nominallöhne
Quelle: Statist. Bundesamt: Reallohn- und Nominallohnindex

 

Erneut zeigt die vom Statist. Bundesamt vorgenommene Gliederung der Nominallohnsteigerungen nach Leistungsgruppen (Qualifikationsstufen der Arbeitnehmer/innen), dass vor allem die unterdurchschnittlich verdienenden Ungelernten von der allgemein positiven Lohnentwicklung profitieren. Der Anstieg der monatlichen Bruttoverdienste lag bei ihnen zwischen dem dritten Quartal 2014 und dem dritten Quartal 2015 bei 3,9 Prozent. Nach vier Prozent im ersten und 4,8 Prozent im zweiten Quartal ist dies erneut ein überdurchschnittliches Plus, an dem mit Sicherheit der Anfang Januar 2015 eingeführte gesetzliche Mindestlohn seinen Anteil hat.

 

Nominallohnentwicklung I/2013 bis III/2015 nach Qualifikation (I/13 = 100)

Nominallohnentwicklung
Quelle: Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex.

 

Während das Bundesamt sich zu den Auswirkungen des Mindestlohns bedeckt hält und darauf verweist, dass sich dessen Einfluss auf den Nominal- beziehungsweise Reallohnindex auf Basis der vorliegenden Daten nicht quantifizieren lasse, liegt der Zusammenhang in der Berichterstattung der Medien klar auf der Hand: Der Mindestlohn lässt die Löhne deutlich steigen (Tagesspiegel), besonders die Geringverdiener hätten von der Einführung des Mindestlohns profitiert (Spiegel).

 

Die Vierteljährliche Verdiensterhebung wird seit dem Berichtsjahr 2007 durchgeführt und umfasst 40.500 Betriebe im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich.

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Quellen:

Pressemitteilung Nr. 479 des Statist. Bundesamtes vom 21.12.2015

 

Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Arbeitnehmerverdienste, 3. Vierteljahr 2015, Wiesbaden.

 

Tagesspiegel online vom 21.12.2015

 

Spiegel online vom 21.12.2015

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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