Reallöhne Lohnentwicklung

 

LOHNENTWICKLUNG:

 

22/09/2015:

Reallöhne steigen 2015 im zweiten Quartal in Folge deutlich

(von Markus Krüsemann)

 

 

Die Verdienstsituation von vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmern im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich hat sich innerhalb der letzten anderthalb Jahre deutlich zum Positiven entwickelt. War 2013 noch das Jahr der Reallohnverluste (siehe 20.02.2014), so ging es bereits 2014 wieder durchgängig aufwärts (siehe 26.03.2015). Dieser Trend hielt auch in der ersten Jahreshälfte 2015 unvermindert an, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) zeigen. Dabei spielte die geringe Inflation erneut eine tragende Rolle.

 

Wie aus einer Pressmeldung des Bundesamtes zu den Ergebnissen der Vierteljährlichen Verdiensterhebung (VVE) hervorgeht, ist der Reallohnindex im zweiten Quartal 2015 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 2,7 Prozent gestiegen. Das klingt nicht spektakulär, es ist aber der stärkste seit 2008 von DESTATIS gemessene Quartalsanstieg. Allerdings beruht die hohe Steigerung im Wesentlichen auf dem sehr geringen Wachstum der Verbraucherpreise in Höhe von gerade mal 0,5 Prozent.

 

Doch auch die Nominallohnsteigerung kann sich sehen lassen. Im zweiten Quartal stiegen die Verdienste um insgesamt 3,2 Prozent. Kräftige Lohnsteigerungen im Gastgewerbe (+ 4,5 %) im Wirtschaftszweig „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung“ (+ 4,1 %) sowie im Verarbeitenden Gewerbe (+ 3,8 %) zeichnen dafür verantwortlich.

 

  Entwicklung der Real- und der Nominallöhne I/2012 bis II/2014 (in Prozent)

Entwicklung Reallöhne Nominallöhne
Quelle: Statist. Bundesamt: Reallohnindex

 

Eine vom Statist. Bundesamt vorgenommene Gliederung der Nominallohnsteigerungen nach Leistungsgruppen (Qualifikationsstufen der Arbeitnehmer/innen) zeigt, dass die Beschäftigten von der allgemein positiven Lohnentwicklung unterschiedlich profitieren. Auffällig ist, dass im Jahr 2015 die Löhne der Ungelernten am stärksten steigen. Im zweiten Quartal lag des Plus bei 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Nach vier Prozent im ersten Quartal ist das erneut ein großer Schritt nach vorne. Mit Sicherheit zeigt sich hier der Einfluss des seit Januar 2015 geltenden Mindestlohns, der vor allem den meist schlechter qualifizierten Geringverdienern zugute kommt.

 

   Nominallohnentwicklung I/2013 bis II/2015 nach Qualifikation (I/13 = 100)

Lohnentwicklung nach Qualifikation
Quelle: Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex

 

Auch bei den höher qualifizierten Arbeitnehmer/innen waren die Lohnerhöhungen größer als im ersten Quartal des Jahres. Bei den Angelernten stiegen sie um 3,1, bei den Fachkräften um 3,0 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2014.

 

Die Vierteljährliche Verdiensterhebung wird seit dem Berichtsjahr 2007 durchgeführt und umfasst 40.500 Betriebe im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich.

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Quelle:

Pressemitteilung Nr. 349 des Statist. Bundesamtes vom 22.09.2015

 

Weiterlesen:

 

- Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex, 2. Vierteljahr 2015, Wiesbaden.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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