Lohnentwicklung

 

LOHNENTWICKLUNG:

 

21/09/2017:

Hohes Nominallohnplus hebt Reallöhne im zweiten Quartal 2017

(von Markus Krüsemann)

 

Nach einem Hoch der Reallohnsteigerungsrate im ersten Quartal 2016 ging die Entwicklung in den Sinkflug über. Dank eines kurz darauf wieder einsetzenden und seitdem guten Trends stetig steigender Nominallöhne brachte das zweite Quartal 2017 den abhängig Beschäftigten trotz kaum veränderter Inflationsrate wieder ein erkennbares Lohnplus.

 

Seit dem zweiten Quartal 2016 zeigt die Entwicklung bei den Nominallöhnen wieder einen klaren Aufwärtstrend. Der gipfelte im zweiten Quartal 2017 in einer Lohnsteigerung von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, das berichtet das Statistische Bundesamt (DESTATIS) in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung zur Lohnentwicklung bei den vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten ArbeitnehmerInnen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich.

 

Dank dieser überdurchschnittlich hohen Verdienststeigerung - sie lag einen halben Prozentpunkt über dem Durchschnittswert der letzten 20 Quartale - konnte die kaum gesunkene Preissteigerungsrate von 1,7 Prozent vergleichsweise geringen Schaden anrichten. Das war im ersten Quartal 2017 noch anders (siehe 23.06.2017). So aber hatten die die Beschäftigten am Ende real 1,2 Prozent mehr in der Tasche als im zweiten Quartal des Vorjahres. Ob man das mit Focus online als „deutlichen“ Anstieg bezeichnen sollte, sei einmal dahingestellt.

 

 Entwicklung der Real- und der Nominallöhne I/2012 bis II/2017 (in Prozent)

Lohnentwicklung 2012 bis Mitte 2017
Quelle: Statist. Bundesamt: Reallohnindex

 

Als Hauptgrund für so eine eher selten vorkommende üppige Verdienststeigerung führte das Bundesamt einen Doppelabschluss im Bereich des öffentlichen Dienstes an. Dieser habe zu überdurchschnittlich starken Verdienstzuwächsen in der Öffentlichen Verwaltung (+4,5 %) sowie im Bereich „Erziehung und Unterricht“ (+3,6 %) geführt. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch: Zieht man diesen Sondereffekt ab, so bestätigen die Zahlen eher den Befund von Wissenschaftlern der Hans-Böckler-Stiftung, dass die Entwicklung der Reallöhne gerade vor dem Hintergrund einer guten Konjunktur, steigender Beschäftigungszahlen und zurückgehender Arbeitslosigkeit zu gering ausfällt.

 

Angelernte und MinijobberInnen fallen leicht zurück

 

Eine uneinheitliche Entwicklung zeigt sich bei den Verdiensten von Geringqualifizierten, die ja überwiegend zu den BezieherInnen von niedrigen Löhnen zählen. Nachdem die Löhne der abhängig Beschäftigten in den unteren Verdienstbereichen jahrelang gesunken waren, hatten die Geringverdienenden in den letzten Jahren wieder etwas aufholen können. Zumindest die Verdienste der ungelernten ArbeitnehmerInnen sind laut Statist. Bundesamt auch im zweiten Quartal 2017 wieder leicht überdurchschnittlich gestiegen. Diesmal lag ihr Nominallohnplus bei 3,1 Prozent. Die angelernt Beschäftigten fallen dagegen wieder etwas zurück. Ihre Löhne stiegen nominal nur um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit können sie weiterhin nicht mit der allgemeinen Verdienstentwicklung Schritt halten. Während die Nominallöhne über alle Beschäftigtengruppen zwischen 2007 und 2016 um 22,7 Prozent gestiegen sind, lag die Steigerungsrate bei den Angelernten nur bei 18,9 Prozent.

 

Zwischen den einzelnen Leistungsgruppen fielen die Unterschiede in den Verdienstzuwächsen insgesamt gering aus. Eine Differenzierung nach Beschäftigungsformen zeigt dagegen eine deutlich uneinheitliche Entwicklung. Anders noch als 2016 zählen die MinijoberInnen zu den Verlierern, und das bereits im zweiten Quartal in Folge. Diesmal sind ihre Nominallöhne nur um 2,5 Prozent gestiegen. Bei den Teilzeitbeschäftigten hält die Phase der überdurchschnittlichen Lohnsteigerungen dagegen weiter an. Im zweiten Quartal 2017 lag ihr Nominallohnplus bei 3,1 Prozent.

 

Grundlage der Berichte zur Lohnentwicklung bildet die Vierteljährliche Verdiensterhebung. Sie wird seit dem Berichtsjahr 2007 durchgeführt. Erfasst werden darin u.a. die Bruttoverdienstsummen von Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten in rund 40.500 Betrieben mit mindestens fünf Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich. Die in der obigen Graphik von früheren Berichten abweichenden Zahlen beruhen auf Veränderungen bei der Stichprobenziehung.

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Quellen:

Pressemitteilung des Statist. Bundesamtes Nr. 333 vom 21.09.2017

 

„Löhne in Deutschland steigen deutlich an“, Focus online vom 21.09.2017

 

„Neue Analyse zeigt: Reallöhne in Deutschland steigen kaum“, Berliner Morgenpost vom 02.09.2017

 

Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex, 2. Vierteljahr 2017, Wiesbaden.

 

Weiterlesen:

 

- „Die Wirtschaft wächst, die Löhne kaum“, Böckler Impuls, Nr. 13/2017

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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