LEIHARBEIT:
20/07/2016:
Nonstop Leiharbeit - auch im Jahr 2015
(von Markus Krüsemann)
Die Zahlen zur Entwicklung der Leiharbeit in der zweiten Jahreshälfte 2015 liegen vor. Sie künden von einem stabilen Aufwärtstrend. Damit hat das seit 2014 zu beobachtende neuerlich starke
Wachstum bei der Leiharbeit auch 2015 angehalten. Ein Ende ist nicht in Sicht - auch weil Regierung und Wirtschaft daran kein Interesse haben.
950.644 Personen waren Ende Dezember 2015 als Leiharbeiter/innen beschäftigt, so lautet eine der heute von der Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichten Zahlen aus der aktuellen Arbeitnehmerüberlassungsstatistik. Im Dezember 2014 lag die Zahl noch bei gut 883.000. Binnen eines Jahres hat die Leiharbeitsbeschäftigung also erneut zugelegt, wobei der Anstieg mit 7,6 Prozent deutlich ausfiel und klar über den auch schon recht starken Wachstumsraten der letzten Jahreshälften lag.
Der Anteil der Leiharbeiternehmer/innen an allen Beschäftigten stieg binnen Jahresfrist ebenfalls, von 2,5 auf 2,6 Prozent. Das ist der höchste Dezemberwert seit die revidierten Zahlen der neuen Arbeitnehmerüberlassungsstatistik vorliegen (vgl. 20.01.2016).
Beschäftigte in der Leiharbeit Dezember 2003 bis Dezember 2015
Wie ein Blick auf die Jahresdurchschnittszahlen offenbart, befindet sich die Leiharbeit nach ihrem von der Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelösten temporären Einbruch im Jahr 2009 wieder im bereits 2003 einsetzenden Aufwind. Vor allem nach den schwachen Jahren 2012 und 2013 geht es wieder rapide aufwärts. Wegen einer Umstellung in der Erhebungsmethode sind die Zahlen ab 2013 allerdings nicht mit den vorherigen Werten vergleichbar.
Leiharbeitsbeschäftigte im Jahresdurchschnitt 2007 bis 2015
Branche ist weiter auf Expansionskurs
Bei den Verleihbetrieben hat es vor in den vergangenen drei Jahren ebenfalls deutliche Zuwächse gegeben. Ende 2015 wurden bereits über 50.000 Betriebe gezählt, im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das ein neuerliches Plus von satten 5,1 Prozent.
Leiharbeitsbetriebe im Jahresdurchschnitt 2008 bis 2015
Im Durchschnitt der letzten drei Jahre betrachtet sind die Wachstumsraten (2013-2014: 3,4 %; 2014-2015: 4,5 %) ähnlich eindrucksvoll. Auch hier sind die in der Grafik ab 2013 dargestellten Zahlen nicht mit den Werten früherer Jahre vergleichbar, denn im Rahmen der alten Erhebungsmethode hatte ein Großteil der Arbeitgeber mit Verleiherlaubnis nicht für jeden seiner Betriebe einen gesonderten Meldebeleg abgegeben, sondern meist nur für das gesamte Unternehmen. Die genaue Anzahl der Betriebe mit mindestens einem Leiharbeitnehmer konnte daher nicht erfasst werden (vgl. 04.03.2016).
Zaghafte Reregulierungen konnten und werden Boom nicht stoppen
Bemühungen seitens der Politik und der Gewerkschaften, das Lohndumpingmodell Leiharbeit zurückzudrängen, haben bisher nichts bewirken können. Weder der seit Januar 2012 geltende Leiharbeitsmindestlohn (siehe 20.12.2011), noch die in verschiedenen Wirtschaftsbereichen vereinbarten Branchenzuschläge (siehe 30.10.2013) konnten der Attraktivität des Modells, nahezu ungehindert flexibel auf Billigkräfte zurückgreifen zu können, etwas anhaben.
Daran wird auch die anstehende, völlig unzureichende Gesetzesreform der Großen Koalition nichts ändern. Vielmehr werden die dort eingebauten Verschlimmbesserungen (siehe 02.06.2016) dafür sorgen, dass der Boom auch 2016 weitergehen kann.
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Quellen:
Weiterlesen:
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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.
