Arbeitsarmut Niedriglöhne Geringverdiener

 

GERINGVERDIENER:

 

19/11/2014:

Armutsgefährdung Erwerbstätiger 2013 mit neuem Höchststand

(von Markus Krüsemann)

 

 

Nach dem Konzept der relativen Armut gelten Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren (bedarfsgewichteten) Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügen, als armutsgefährdet. Von Armut besonders bedroht sind Arbeitslose, doch auch eine Beschäftigung schützt immer weniger Erwerbstätige vor dem Abrutschen in die Armut. Mit der Ausweitung von Billiglohnjobs und prekärer Beschäftigung steigt der Anteil derjenigen, die trotz Arbeit von Armut bedroht und betroffen sind, seit Jahren an. Nach den erst kürzlich veröffentlichten Zahlen von Eurostat, der Statistikbehörde der EU (siehe 28.10.2014), wird dieser Trend auch von den jetzt vorliegenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Armutsgefährdung in den Bundesländern bestätigt.

 

Wie die Daten zur Armutsgefährdung aus der Sozialberichterstattung der statistischen Bundes- und Landesämter zeigen, ist die Armutsgefährdungsquote der abhängig Erwerbstätigen (ab 18 Jahre) im Jahr 2013 auf 7,7 Prozent gestiegen, das ist der höchste Wert seit neun Jahren. 2005 lag die Quote noch bei 7,1 Prozent, um in den Folgejahren nahezu kontinuierlich zu steigen.

 

  Armutsgefährdungsquoten abhängig Erwerbstätiger (in % gemessen am Bundesmedian)

Arbeitsarmut: Armutsgefährdung von abhängig Erwerbstätigen
Quelle: http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/A1armutsgefaehrdungsquoten.html

 

Dabei schreitet die Entwicklung der Arbeitsarmut insbesondere in den westdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) stetig voran. Hier stieg die Gefährdungsquote von 6,1 Prozent im Jahr 2005 auf zuletzt 6,9 Prozent – ebenfalls ein neuer Höchstwert.

 

In den ostdeutschen Bundesländern (einschl. Berlin) sind und waren deutlich mehr Beschäftigte von Armut bedroht. Von einem Anstieg der Arbeitsarmut kann hier nicht gesprochen werden, das Problem ist vielmehr, dass die seit Jahren bei etwa 11 Prozent liegende Gefährdungsquote kaum sinkt und zuletzt wieder auf 11,0 Prozent gestiegen ist nach 10,8 Prozent im Vorjahr (2012).

 

Die in der amtlichen Sozialberichterstattung verwendetet Armutsgefährdungsquote bezeichnet den Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60 Prozent des Medians der Äquivalenzeinkommen (hier: Bundesmedian) der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung.

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Quelle:

Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Sozialberichterstattung: Armutsgefährdungsquoten nach soziodemografischen Merkmalen.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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