Teilzeit Teilzeitbeschäftigung Teilzeitarbeit

 

TEILZEITARBEIT:

 

19/02/2015:

Nicht nur unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte wollen mehr arbeiten

(von Markus Krüsemann)

 

 

Ein Großteil des Beschäftigungsaufbaus der letzten Jahre beruht auf einer starken Ausweitung von Teilzeitarbeit. Vor allem Frauen drängt es immer stärker zur Aufnahme einer Teilzeitbeschäftigung. Manche werden auch gedrängt, denn nicht immer erfolgt der Verzicht auf eine Vollzeitstelle freiwillig, das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zur Entwicklung der Erwerbs- und Arbeitszeitmuster hervor. Der Effekt: viele Teilzeitkräfte wollen deutlich länger arbeiten.

 

Laut IAB-Studie ist die Zahl der abhängig Beschäftigten in Deutschland seit 1991 um 3 Millionen auf insgesamt 38,2 Mio. im Jahr 2014 gestiegen. Wie die Analyse der Sozialwissenschaftlerin Susanne Wanger ergab, beruht der Zuwachs allein auf der um 21 Prozent gestiegenen Erwerbstätigkeit von Frauen, während die Zahl der beschäftigten Männer im selben Zeitraum sogar um 1,3 Prozent schrumpfte.

 

Der Beschäftigungsaufbau beruht im Wesentlichen auf einer Zunahme der Teilzeitarbeit (einschl. der geringfügigen Beschäftigung), was sich in einer stetig steigenden Teilzeitquote niederschlug. Zwischen 1991 und 2014 stieg der Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen an allen weiblichen Beschäftigten von 35 auf 57,8 Prozent. Bei den Männern stieg die Teilzeitquote im gleichen Zeitraum von 4,4 auf 20,1 Prozent.

 

Ein gravierender Nachteil von Teilzeitarbeit besteht in den damit verbundenen Lohneinbußen. Da der Aufbau einer eigenständigen Alterssicherung so oft nicht gelingt, ist Teilzeitarbeit mit einem hohen Risiko von Altersarmut verbunden (siehe 10.02.2015). Dies ist vor allem dann problematisch, wenn Teilzeitbeschäftigung nicht freiwillig erfolgt.

 

Wie auch die aktuelle IAB-Studie zeigt, arbeiten viele Beschäftigte in Deutschland unfreiwillig zu reduzierter Stundenzahl und würden lieber Vollzeit arbeiten: insgesamt gaben 18,7 Prozent der teilzeitbeschäftigten Männer resp. 14,7 Prozent der Frauen an, keine Vollzeitstelle gefunden zu haben. Zudem entschieden sich knapp 26 Prozent der Frauen (aber nur knapp 4 Prozent der Männer) wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen für eine reduzierte Beschäftigung.

 

Ob freiwillig oder unfreiwillig, Teilzeitbeschäftigte möchten generell länger arbeiten. Laut IAB-Studie wünschten sich teilzeitbeschäftigte Männer im Schnitt eine Erhöhung ihrer Wochenarbeitszeit um 6,9 Stunden, in Teilzeit arbeitende Frauen um 3,2 Stunden. Bei den unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten fällt der Wunsch nach Mehrarbeit deutlich höher aus. Hier streben die weiblichen Teilzeitbeschäftigen eine im Durchschnitt um 11,3 Stunden verlängerte Wochenarbeitszeit an. Unfreiwillig in Teilzeit arbeitende Männer wollen sogar im Schnitt 17 Stunden pro Woche länger arbeiten.

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Quellen:

IAB-Presseinformation vom 19.02.2015

 

Wanger, S. (2015): Traditionelle Erwerbs- und Arbeitszeitmuster sind nach wie vor verbreitet. IAB- Kurzbericht 04/2015, Nürnberg.

 

Weiterlesen:

 

- Bechmann, S./ Dahm, V. u.a. (2013): Beschäftigungsmuster von Frauen und Männern: Auswertungen des IAB-Betriebspanels 2012, IAB-Forschungsbericht 14/2013, Nürnberg.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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