Minijobs geringfügige Beschäftigung

 

MINIJOBS:

 

13/10/2017:

Die Minijobs im Nebenjob breiten sich auch 2017 weiter aus

(von Markus Krüsemann)

 

2016 hatte sich der von der Einführung des Mindestlohns zunächst angestoßene Abwärtstrend bei den geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnissen nicht fortgesetzt. Auch im ersten Quartal des Jahres 2017 zeigen sich wieder leichte Zuwächse. Sie beruhen darauf, dass die steigende Nachfrage nach Minijobs im Nebenjob ungebrochen ist.

 

Nach Rückgängen im Jahr 2015 war die Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten (GeB) im vergangen Jahr über alle vier Quartale hinweg wieder angestiegen (siehe 11.07.2017). Dieser leichte Aufwärtstrend bei den Minijobs scheint sich auch 2017 fortzusetzen. Wie aus den aktuellen Zahlen der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht, gingen Ende März 2017 insgesamt 7,35 Millionen Erwerbstätige einer geringfügigen Beschäftigung nach. Das waren etwa 42.000 mehr als im Vorjahresquartal, was einem sehr geringen Anstieg um 0,6 Prozent entspricht.

 

Auch wenn die Entwicklung bei den Minijobs insgesamt von geringer Dynamik ist, so folgt sie doch einem langjährig vertrauten Muster. Die Zahl der Erwerbstätigen, die ausschließlich in einem Minijob arbeiten (GeB ausschl.), sei es aus freien Stücken, oder weil sie nichts anderes finden, sinkt langsam, aber stetig. Die Rückgänge werden aber durch jene Erwerbspersonen mehr als kompensiert, die neben ihrer Haupttätigkeit noch einen Minijob als Zweitjob (oder Drittjob) bekleiden (GeB zusätzl.).

 

 Entwicklung der Minijobs März 2011 bis März 2017

Minijobentwicklung März 2011 bis März 2017
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Beschäftigungsstatistik, geringfügig Beschäftigte

 

Mit einem Minus von 1,3 Prozent ist die Zahl der Beschäftigten, die ausschließlich einen Minijob ausüben, im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut leicht zurückgegangen. Nach 4,78 Millionen Ende März 2016 betrug ihre Zahl Ende März 2017 nur noch gut 4,72 Millionen. Auffällig ist, dass es ganz überwiegend die Frauen sind, die dem Minijob den Rücken kehren. Die größten Rückgange (-6,4 %) gab es bei den Frauen im Alter von 25 bis unter 55 Jahren. Zuwächse gab es hingegen weiterhin bei der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren.

 

Der Trend zur Mehrfachbeschäftigung ist ungebrochen

 

Ganz anders die Situation bei den Minijobs, die als Nebenjob ausgeübt werden. Hier hält der Boom weiter an. Ende des ersten Quartals dieses Jahres hat die Bundesagentur für Arbeit 2,63 Mio. Erwerbstätige ausgewiesen, die einer zusätzlichen geringfügigen Beschäftigung nachgingen. Gegenüber dem Vorjahresmonat sind das noch einmal gut 100.000 mehr, was einer Steigerung um 4,1 Prozent entsprach. Die Zuwächse erstrecken sich über beide Geschlechter und alle Altersgruppen, wobei die Gruppe der 65-Jährigen und Älteren mit einem Plus von 11,2 Prozent am stärksten zulegte.

 

Die Mehrfachbeschäftigung ist damit nicht mal komplett erfasst, denn da sind ja u.a. auch noch die Erwerbstätigen, die gleich zwei sozialversicherungspflichtigen Jobs nachgehen. Insgesamt hatten im März 2017 bereits 3,2 Millionen Menschen mehr als einen Job gehabt, das jedenfalls berichtet Spiegel online unter Berufung auf eine Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Mehrfachbeschäftigten in Deutschland um rund eine Million gestiegen.

 

Während es zwar einerseits noch weitgehend unklar ist, welche Motive die Menschen im Einzelnen dazu treiben, neben ihrem Hauptjob noch einer oder mehrerer weiterer Beschäftigungen nachzugehen, dürfte es andererseits auf der Hand liegen, dass die Zunahme von (nicht immer freiwilliger) Teilzeitarbeit wie auch die Ausweitung prekärer und schlecht entlohnter Jobs die so Erwerbstätigen dazu treibt, es als Multijobber zu versuchen, um das benötigte Einkommen zu erzielen. Eins ist jedenfalls klar: Solange die Qualität der durchaus in erheblicher Zahl entstehenden Jobs sich nicht auf breiter Front bessert (vor allem, aber nicht nur hinsichtlich Arbeitsvolumen und Entlohnung) , solange wird der Run auf die Minijobs im Nebenjob anhalten.

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Quellen:

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2017): Länderreport über Beschäftigte (Quartalszahlen), Nürnberg, Oktober 2017.

 

„Arm trotz Arbeit: 3,2 Millionen Menschen haben mehrere Jobs“, Spiegel online vom 13.10.2017.

 

Weiterlesen:

 

- Bosch, G. (2014): Von Steuerzahlern subventioniert: Nebenjob. In: Wirtschaftsdienst, 94. Jg., Nr. 4, S. 236.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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