atypische Beschäftigung

 

ATYPISCHE BESCHÄFTIGUNG:

 

13/04/2015:

Atypische Beschäftigung ist 2014 noch einmal leicht gestiegen

(von Markus Krüsemann)

 

 

Angesichts von Prognosen, die für 2015 am Arbeitsmarkt einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit, fortgesetzten Beschäftigungsaufbau und eine Zunahme sozialversicherungspflichtiger bei gleichzeitigem Rückgang geringfügiger Beschäftigung erwarten (siehe 23.03.2015), drängt sich die Frage auf, ob es 2015 zu einem Bedeutungsverlust atypischer Beschäftigung kommen könnte. Das wäre sehr zu wünschen – vor allem, wenn man sich neue Zahlen zur Verbreitung von Leiharbeit, Minijobs und Teilzeitbeschäftigung vergegenwärtigt.

 

Seit vielen Jahren dokumentiert das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung in seiner regionalen Datenbank "Atypische Beschäftigung"  die Ausbreitung atypischer Beschäftigungsformen. Dort kann nicht nur für einzelne Bundesländer, sondern auch für jeden Landkreis und jede kreisfrei Stadt Deutschlands der Anteil von Teilzeitarbeit, Leiharbeit und Minijobs an allen Beschäftigungsverhältnissen abgerufen werden. Die aktuelle Analyse liefert jetzt auch Daten für das Jahr 2014. Wie sich zeigt, ist die Ausbreitung atypischer Beschäftigung immer noch nicht beendet.

 

Einer Pressemitteilung des WSI zufolge seien 2014 in Deutschland rund 39 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Teilzeit, Leiharbeit oder Minijobs tätig gewesen. Damit hätten durchschnittlich fast vier von zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern kein Normalarbeitsverhältnis mehr gehabt. Im Vergleich zu 2013 ist der Anteil atypisch Beschäftigter noch einmal leicht gestiegen. Zugelegt haben insbesondere Teilzeit- und Leiharbeit, während die Zahl der Minijobs in etwa konstant geblieben ist.

 

 Anteile atypisch Beschäftigter an allen abhängig Beschäftigten (in Prozent)

atypische Beschäftigung
Quelle: WSI-Datenbank "Atypische Beschäftigung"

 

Auf regionaler Ebene zeigt die Analyse einige interessante Unterschiede. So ist atypische Beschäftigung 2014 am stärksten in den westdeutschen Flächenländern verbreitet. Die Anteile erreichen z.B. 42,7 Prozent in Schleswig-Holstein und 41,8 Prozent in Rheinland-Pfalz. Dagegen liegen die Werte im Osten Deutschlands meist deutlich darunter. In Thüringen etwa lag der Anteil atypisch Beschäftigter 2014 nur bei 35,6 Prozent. Laut WSI seien die Differenzen auf andere Erwerbsmuster vor allem bei Frauen zurückzuführen.

 

Neue Berechnungsmethode führt zu veränderten Ergebnissen

 

Das WSI nutzt als Quelle für seine Analysen die neuesten verfügbaren Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) in der alle abhängigen Beschäftigungsverhältnisse regional differenziert erfasst werden. Aufgrund einer neuen Berechnungsmethode, die nicht mehr alle Beschäftigungsverhältnisse, sondern nur noch Personen im Hauptbeschäftigungsverhältnis berücksichtigt, sind die Ergebnisse genauer und nicht mehr durch das Mitzählen der vielen Neben-Minijobs verzerrt.

 

Die Angaben der WSI-Datenbank lassen sich nicht mit den vom Statistischen Bundesamt ermittelten Werten vergleichen. Letzteres hatte auf Basis einer Auswertung des Mikrozensus für 2013 einen Rückgang atypischer Beschäftigung ermittelt (siehe 26.11.2014). Die Unterschiede resultieren vor allem daraus, dass unterschiedliche Arbeitsverhältnisse in die jeweilige Berechnungsgrundlage eingehen. Während das Stat. Bundesamt etwa die Beschäftigung von Schülern, Studenten und Rentnern nicht mit einbezieht und auch Teilzeitbeschäftigung nur dann erfasst, wenn die wöchentliche Arbeitszeit weniger als 21 Stunden beträgt, liegt bei der WSI-Datenbank Teilzeitbeschäftigung bereits dann vor, wenn die regelmäßige Wochenarbeitszeit eines Arbeitnehmers kürzer ist als die einer vergleichbaren Vollzeitkraft.

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Quelle: WSI-Pressemitteilung vom 13.04.2015

 

Weiterlesen:

 

- Beschäftigung: Weiblich, westlich, atypisch. In: Böckler Impuls, Nr. 06/2015.

 

- WSI-Datenbank „Atypische Beschäftigung“.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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