Teilzeit Teilzeitarbeit

 

TEILZEITARBEIT:

 

04/11/2015:

Teilzeitarbeit  ist zu oft noch nur eine Notlösung

(von Markus Krüsemann)

 

 

Annähernd 15 Millionen Arbeitnehmer/innen arbeiten mittlerweile in Teilzeit.  Für viele von ihnen ist dies eine Alternative, Erwerbstätigkeit und private Lebensgestaltung besser vereinbaren zu können. Problematisch ist eine Arbeit zu reduzierter Stundenzahl jedoch dann, wenn sie kein existenzsicherndes Auskommen ermöglicht, oder wenn sie nicht freiwillig ausgeübt wird. Für etwa 14 Prozent der Teilzeitkräfte war Letzteres der Fall. Für sie war Teilzeit nur eine Notlösung, weil sie keine Vollzeitbeschäftigung fanden.

 

Seit über zwanzig Jahren lässt sich ein starkes und stetiges Anwachsen der Teilzeitbeschäftigung feststellen. Lange Zeit war sie für den Großteil des Beschäftigungsaufbaus verantwortlich, da die Vollzeitbeschäftigung zwischen 1995 und 2006 stetig zurückging und erst in den letzten zwei Jahren im Zuge eines allgemein starken Beschäftigungswachstums wieder leicht zulegen konnte. Der Teilzeitboom indes hält weiter an. Mittlerweile liegt die Teilzeitquote bei 38,6 Prozent.

 

 Voll- und teilzeitbeschäftigte Erwerbstätige (in Tausend)

  (ohne Selbstständige und mithelfende Familienangehörige)

  Quelle: IAB-Arbeitszeitrechnung auf Datenbasis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)

 

Nicht immer nehmen Arbeitssuchende eine Teilzeitbeschäftigung aus freien Stücken auf. Für den Verzicht auf einen Vollzeitjob gibt es unterschiedliche Gründe. Von unfreiwilliger Teilzeit spricht man aber nur dann, wenn eine Teilzeitkraft eigentlich in Vollzeitarbeiten möchte, jedoch auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechende Stelle finden konnte.

 

Wie das Statistische Bundesamt im Rahmen der Arbeitskräfteerhebung 2014, eine in den Mikrozensus integrierte Befragung zu den Arbeitsbedingungen, herausfand, lag der Anteil der unfreiwillig in Teilzeitbeschäftigten im Alter über 15 Jahren zuletzt (2014) bei 14 Prozent. Damit möchte jede siebte Teilzeitkraft lieber in Vollzeit arbeiten.

 

Die Zahlen decken sich weitgehend mit den Befunden einer Studie des Instituts  für Arbeitmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom Februar 2015. Ihr zufolge haben 18,7 Prozent der teilzeitbeschäftigten Männer resp. 14,7 Prozent der Frauen 2014 vergeblich nach einer Vollzeitstelle gesucht (siehe 19.02.2015).

 

Wie die Auswertung des Statistischen Bundesamtes weiter zeigt, ist der Anteil der unfreiwillig in Teilzeit Beschäftigten in den letzten drei Jahren zurückgegangen. 2011 lag der Anteil noch bei 15,7 Prozent. Der starke Rückgang zwischen 2010 und 2011 ist allerdings kein Indiz für ein plötzliche Verbesserung des Arbeitsangebots. Er erklärt sich damit, dass ab 2011 anhand von Bevölkerungseckwerten auf Basis des Zensus 2011 hochgerechnet wurde. Die Ergebnisse sind daher nur eingeschränkt mit denen der Vorjahre vergleichbar.

 

 Anteil unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte ab 15 J. an allen Teilzeitkräften (in Prozent)

unfreiwillige Teilzeit
Quelle: Statist. Bundesamt: Arbeitskräfteerhebung

 

Zwar ist Teilzeit unter Berufseinsteigern generell stärker verbreitet. Von unfreiwilliger Teilzeit sind sie aber nicht überdurchschnittlich oft betroffen. Vielmehr zieht sich das Problem durch alle Altersklassen: In allen untersuchten Zehnjahresaltersklassen (mit Ausnahme der über 64-Jährigen) betrug der Anteil der unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten über 10 Prozent.

 

Gründe für unfreiwillige Teilzeit sind vielfältiger

 

Neben dem zu geringen Angebot an Vollzeitstellen gibt es noch andere Gründe, warum Erwerbstätige auf eine Vollzeitstelle verzichten. Oft wird eine Teilzeitbeschäftigung aufgrund von familiären Verpflichtungen gewählt. Dies ist meist dann der Fall, wenn die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen der Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung im Wege stehen. Während dies traditionell immer noch für weitaus mehr Frauen das wichtigste Motiv ist, verzichten Männer vergleichsweise öfter aufgrund einer Aus- bzw. Fortbildung oder eines Studiums auf einen Vollzeitjob.

 

____________________________

 

Quellen:

Statistisches Bundesamt: Zahlen & Fakten / Indikatoren /Qualität der Arbeit: Dimension 3: Arbeitszeit, Ausgleich von Beruf und Privatleben.

 

Statistisches Bundesamt (Hg.) (2015): Qualität der Arbeit - Geld verdienen und was sonst noch zählt, Wiesbaden.

 

Weiterlesen:

 

- Wanger, S. (2015): Traditionelle Erwerbs- und Arbeitszeitmuster sind nach wie vor verbreitet. IAB- Kurzbericht 04/2015, Nürnberg.

___________________________________________________

 

Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

zurück