Niedriglohnbeschäftigung Niedriglohnsektor

Der Niedriglohnsektor umfasst all jene Arbeitnehmer, die zu sog. Niedriglöhnen arbeiten. Niedriglöhne sind Löhne, die unterhalb einer definierten Verdienstschwelle liegen. Nach der derzeit allgemein verwendeten Definition sind dies Stundenentgelte, die geringer als zwei Drittel des mittleren Lohns (Medianlohn) sind.

 

(Zu) geringe Verdienste sind zwar kein neues Phänomen. Schon in den 1990er Jahren arbeiteten laut Armutsbericht der Bundesregierung etwa 17 Prozent der Beschäftigten zu Niedriglöhnen. Doch ist der Niedriglohnsektor mit der ausufernden Niedriglohnbeschäftigung vor allem in den vergangenen Jahren massiv angewachsen. Seit 1995 ist die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten von 5,9 auf 8,1 Millionen im Jahr 2013 gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme um rund 2,2 Millionen bzw. 37,3 Prozent.

 

Im Jahr 2013 haben 24,4 Prozent aller abhängig Beschäftigten für einen Stundenlohn unterhalb der bundeseinheitlichen Niedriglohnschwelle von 9,30 Euro gearbeitet, allein vier Millionen sogar für einen Bruttostundenlohn unter sieben Euro, das entspricht einem Anteil von 11,9 Prozent. Der Armutsforscher Ernst-Ulrich Huster geht davon aus, dass mittlerweile etwa drei Millionen Menschen arm trotz Arbeit sind, 25 Prozent mehr als noch 2008.

 

Weil von Niedriglöhnen allein kaum jemand seine Existenz bestreiten kann, wächst ebenfalls seit Jahren die Zahl der Aufstocker, also jener Personen, die ihr Einkommen mit Hartz IV-Leistungen (Arbeitslosengeld 2) aufstocken lassen müssen. Im Jahresdurchschnitt 2011 bis 2013 sind jeweils mehr als 1,3 Millionen Aufstocker gezählt worden.

 

Der seit Anfang des Jahres geltende flächendeckende gesetzliche Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro kann das grundlegende Problem zu vieler prekärer Jobs und einer ungerechten Verteilung des Reichtums nicht beseitigen. Sicher werden von ihm Millionen Geringverdiener profitieren, auch dürften die Aufstockerzahlen sinken. An der Aufstockerproblematik selbst wird sich aber wenig ändern, da der allg. Mindestlohn in vielen Fällen zu niedrig sein wird, um eine durch Erwerbseinkommen allein gesicherte Existenz zu führen.

 

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| © Markus Krüsemann | Kontakt: webmaster[at]miese-jobs.de