Aufstocker erwerbstätige Leistungsbezieher

 

AUFSTOCKER:

 

30/07/2015:

Leichter Rückgang bei den Aufstockerzahlen setzte sich 2014 fort

(von Markus Krüsemann)

 

 

Seit einigen Jahren geht die Zahl der Aufstocker (Erwerbstätige, die ihr zu geringes Einkommen mit Arbeitslosengeld II-Zahlungen aufstocken müssen) wenn auch sehr langsam, so doch stetig zurück. Auch im Jahresverlauf 2014 war ein leichter Rückgang zu verzeichnen, der größer hätte ausfallen können, wenn nicht die Zahl der in Teilzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigten Aufstocker gegen den Trend weiter gestiegen wäre.

 

Wie die heute im Analytikreport zur Grundsicherung für Arbeitssuchende veröffentlichen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen, waren im Dezember 2014 insgesamt 1.264.279 Erwerbstätige zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts auf zusätzliche Hartz IV-Leistungen angewiesen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist dies ein Rückgang um 2,8 Prozent, was einem Minus von gut 37.000 Personen entspricht. 

 

Betrachtet man nur die abhängig erwerbstätigen Leistungsbezieher, so schrumpfte ihre Zahl auf knapp 1,16 Millionen, das sind fast 29.000 Personen weniger als im Dezember 2013 (-2,2%). Die rückläufige Tendenz spiegelt sich auch im Jahresvergleich wieder. So sank ihre Zahl von durchschnittlich 1,194 Millionen im Jahr 2013 auf 1,182 Millionen in 2014.

 

 Entwicklung der Aufstockerzahlen von Juni 2009 bis Dezember 2014

Aufstocker, erwerbstätige AlG II-Bezieher
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Analyse der Grundsicherung für Arbeitssuchende

 

Rückgänge gab es im Jahresdurchschnitt und auch im Dezember 2014 sowohl bei den in Vollzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigten Aufstockern, als auch bei den Aufstockern mit Minijob. Die Zahl der Leistungsbezieher mit Vollzeitjob nahm im Dezember 2014 um 4,7 Prozent, die der geringfügig beschäftigten Aufstocker um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ab.

 

Weiterhin gegen den Trend verläuft die Entwicklung im Segment der sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosengeld II-Bezieher im Dezember 2014 auf fast 367.000. Das sind 8.400 mehr als im Dezember 2013, was einem Plus von 2,3 Prozent entspricht.

 

Mindestlohn lässt Aufstockerzahlen schrumpfen

 

Die mit der Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns verbundenen Lohnanhebungen kommen auch bei vielen erwerbstätigen Empfängern von Arbeitslosengeld II an. Doch ist die Lohnuntergrenze von 8,50 Euro in den allermeisten Fällen zu niedrig, um eine durch Erwerbseinkommen allein gesicherte Existenz zu führen. Von daher war nicht zu erwarten, dass ein größerer Teil der Aufstocker durch die neue Lohnuntergrenze der Bedürftigkeit entkommen wird. Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatten die Zahl derjenigen, die nach Einführung des Mindestlohns nicht mehr auf zusätzliche Hartz IV-Leistungen angewiesen sein würden, im Frühjahr 2014 auf etwa 60.000 beziffert (siehe 16.04.2014). Wie die Zahlen aus den ersten drei Monaten des Jahres 2015 zeigen, haben sich ihre Berechnungen als annähernd zutreffend erwiesen.

 

 Abhängig erwerbstätige Aufstocker 2013 bis 2015 (jew. Jan. - März)

Aufstocker jew. zum Jahresanfang 2013 bis 2015
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Analyse der Grundsicherung für Arbeitssuchende

 

Wie die Grafik verdeutlicht, zeigt die Entwicklung der Aufstockerzahlen in den ersten drei Monaten der Jahre 2012 bis 2014 in etwa den gleichen saisonalen Verlauf. Genau so deutlich wird aber auch, dass  die Zahl der abhängig erwerbstätigen Leistungsbezieher in allen drei Monaten des Jahres 2015 klar unterhalb des Niveaus der beiden Vorjahre bleibt.  Im Januar waren es etwa 42.000, in den Monaten Februar und März dann jeweils etwa 54.000 Aufstocker weniger.

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Quelle:

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015): Analyse der Grundsicherung für Arbeitsuchende, Juli 2015, Nürnberg.

 

Weiterlesen:

 

- Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015): Grundsicherung für Arbeitsuchende in Zahlen, Juni 2015, Nürnberg.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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