Lohnentwicklung Reallöhne Löhne

 

LOHNENTWICKLUNG:

 

24/03/2016:

Dank Mini-Inflation stiegen die Reallöhne 2015 um 2,4 Prozent

(von Markus Krüsemann)

 

Nach Reallohnverlusten im Jahr 2013 ging es mit den Löhnen der abhängig Beschäftigten 2014 wieder bergauf. Das Jahr 2015 stand ebenfalls im Zeichen gestiegener Reallöhne. Das ordentliche Plus ist aber im Wesentlichen einer sehr geringen Inflationsrate geschuldet.

 

Seit dem Jahr 2010 befand sich die Lohnentwicklung in Deutschland zunächst in einem bemerkenswerten Abwärtstrend, der 2013 in Reallohnverlusten gipfelte (siehe 20.02.2014). Erst 2014 setzte eine Trendwende ein, die sich 2015 fortsetzte. Nachdem die Reallöhne auch im vierten Quartal 2015 gestiegen sind, steht am Ende des Jahres ein Plus von 2,4 Prozent.

 

Einer heute veröffentlichen Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) zufolge sind die um Preissteigerungen bereinigten Löhne der vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich im vierten Quartal 2015 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 2,1 Prozent gestiegen.

 

Die nominale Lohnsteigerung fiel mit einem Plus von 2,4 Prozent allerdings eher gemäßigt aus. Es handelt sich sogar um den geringsten Anstieg seit dem ersten Quartal 2014. Der spürbare Reallohnanstieg ist somit erneut nicht das Resultat überdurchschnittlich gestiegener Bruttomonatsverdienste, sondern beruht auf dem äußerst geringen Wachstum der Verbraucherpreise in Höhe von 0,3 Prozent.

 

 Entwicklung der Real- und der Nominallöhne 01/2012 bis 04/2015 (in Prozent)

Lohnentwicklung 2015
Quelle: Statist. Bundesamt: Reallohnindex

 

Für das gesamte Jahr 2015 zeigen die Ergebnisse der Vierteljährlichen Verdiensterhebung laut Bundesamt einen Anstieg der Nominallöhne um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt in etwa auf dem Niveau von 2014. Anders als im Vorjahr haben sich dank Mini-Inflation die Verbraucherpreise 2015 allerdings nur noch um 0,3 Prozent erhöht. Das reichte am Ende für das mit 2,4 Prozent höchste Reallohnplus seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008.

 

Geringqualifizierte mit deutlichem Lohnplus

 

Von der allgemein positiven Lohnentwicklung haben die Beschäftigten unterschiedlich profitiert. Anders als im Vorjahr entfielen die größten Nominallohnsteigerungen diesmal auf Beschäftigte mit eher unterdurchschnittlichen Verdiensten (Unqualifizierte und geringfügig Beschäftigte). Wie eine Gliederung des Nominallohnindex nach sogenannten Leistungsgruppen zeigt, stiegen die Brutttolöhne der ungelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im vierten Quartal 2015 (IV/2015) um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf das ganze Jahr betrachtet fiel das Lohnplus in dieser Qualifikationsgruppe mit 4,1 Prozent überdurchschnittlich hoch aus.

 

 Nominallohnentwicklung I/2013 bis IV/2015 nach Qualifikation (I/13 = 100)

Lohnentwicklung nach Leistungsgruppen
Quelle: Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex

 

Bei den angelernt Beschäftigten lag die Nominallohnsteigerung im Jahr 2015 mit 2,7 Prozent genau im Durchschnitt. Fachkräfte hatten mit einem Lohnplus von 2,5 Prozent in 2015 etwas weniger von der allgemeinen Lohnentwicklung profitieren können. Inwieweit die unterschiedlichen Nominallohnsteigerungen auf den Mindestlohn zurückzuführen sind, darüber wollte das Statistische Bundesamt keine Aussage treffen. Auf Basis der vorliegenden Daten lasse sich dies nicht quantifizieren.

 

Die Vierteljährliche Verdiensterhebung wird seit dem Berichtsjahr 2007 durchgeführt. Erfasst werden darin u.a. die Bruttoverdienstsummen von Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten in 40.500 Betrieben mit mindestens fünf Arbeitnehmer/innen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich.

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Quellen:

Pressemitteilung Nr. 110 des Statist. Bundesamtes vom 24.03.2016

 

Statist. Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten - Reallohnindex und Nominallohnindex, 4. Vierteljahr 2015, Wiesbaden.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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