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NIEDRIGLÖHNE:

 

20/10/2014:

Einkommensarmut ist immer häufiger Ursache für Überschuldung

(von Markus Krüsemann)

 

 

Seit neun Jahren veröffentlicht das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) seinen alljährlichen Überschuldungsreport, der die Situation der von privater Überschuldung betroffenen Menschen in Deutschland analysiert. Als „überschuldet“ gilt ein Privathaushalt im Allgemeinen dann, wenn Einkommen und Vermögen aller Haushaltsmitglieder über einen längeren Zeitraum trotz Reduzierung des Lebensstandards nicht ausreichen, um fällige Forderungen zu begleichen. Während sich in den vorangegangenen Jahren die Analyse regelmäßig auf fünf Hauptursachen von Überschuldung (Arbeitslosigkeit, gescheiterte Selbständigkeit, Scheidung, Konsumverhalten und Krankheit) konzentrieren konnte, ist dem Überschuldungsreport 2014 erstmals ein sechster wesentlicher Überschuldungsgrund zugefügt worden: Einkommensarmut.

 

Wie die Auswertung der Daten von mehr als 50.670 überschuldeter Haushalte, die zwischen 2006 und dem ersten Quartals 2014 eine Schuldnerberatung aufgesucht hatten, ergab, hat sich an der Überschuldungsituation insgesamt nur wenig zum Positiven geändert. Wie die Berliner Morgenpost online dazu schreibt, gingen die Autoren trotz der zuletzt erfreulichen Entwicklung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes von einer unveränderten Zahl überschuldeter Haushalte aus. Sie schätzten, dass nach wie vor rund 3,3 Millionen Haushalte betroffen seien. Für die Zukunft würden die Autoren zudem von einer Zementierung der angespannten Überschuldungssituation im Land ausgehen, denn zu geringe oder unregelmäßige Einkommen würden deutlich häufiger als Hauptgrund für die Überschuldung genannt als noch vor wenigen Jahren.

 

Ein Blick in die entsprechenden Zahlen der Studie macht das wachsende Problem der mit prekärer und atypischer Beschäftigung einhergehenden Arbeitsarmut deutlich. Während im Jahr 2005 noch für 5,0 Prozent der erfassten überschuldeten Haushalte Einkommensarmut der Hauptauslöser für die Überschuldung war, so stieg dieser Wert seit 2010 kontinuierlich an auf 6,8 Prozent im Jahr 2013. Im ersten Quartal 2014 war Einkommensarmut bereits für 9,2 Prozent die Hauptverschuldungsursache.

 

Eine Analyse der wichtigsten Überschuldungsgründe nach Altersklassen hat zudem ergeben, dass Einkommensarmut mittlerweile bei fast jedem fünften von Überschuldung betroffenen Älteren (ab 65 Jahre) die Hauptursache darstellt. Auch bei den Jüngeren (unter 25 Jahre) steht dieser Grund mit einem Anteil von 7,7 Prozent nach Arbeitslosigkeit und Konsumverhalten bereits an dritter Stelle.

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Quellen:

Berliner Morgenpost online vom 20.10.2014

 

iff - Institut für Finanzdienstleistungen (Hg.) (2014): iff-Überschuldungsreport 2014: Überschuldung in Deutschland, Hamburg.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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