Leiharbeit Zeitarbeit

 

LEIHARBEIT:

 

20/08/2014:

Regionalstudie zur Entwicklung der Leiharbeit in NRW erschienen

(von Markus Krüsemann)

 

Leiharbeit hat sich zu einer festen Größe auf dem Arbeitsmarkt entwickelt, seit die damalige rot-grüne Bundesregierung 2003 wesentliche gesetzliche Beschränkungen der Arbeitnehmerüberlassung aufgehoben hat. In der Folge hat die Branche einen starken Boom erlebt, die Zahl der Leiharbeiter stieg von rd. 280.000 Leiharbeitern im Januar 2003 auf über 900.000 Mitte 2012 (siehe 21.01.2013). Seitdem gehen die Zahlen leicht zurück. Ende Juni 2013 waren in Deutschland 852.000 Leiharbeitnehmer in 18.000 Verleihbetrieben beschäftigt (siehe 21.01.2014).

 

In den einzelnen Bundesländern verlief der Leiharbeitsboom uneinheitlich. Weitgehend dem Bundestrend folgend ist die Entwicklung der Leiharbeit im Bundesland in Nordrhein-Westfalen verlaufen. Hier ist die Zahl der Leiharbeiter in den vergangenen zehn Jahren von knapp 69.000 im Jahr 2003 auf rund 168.000 im Jahr 2013 angestiegen. Parallel dazu hat sich auch in NRW die Zahl der Verleihbetriebe erhöht. Und mit einer Leiharbeitsquote von 2,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lag Nordrhein-Westfalen 2013 knapp über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

 

In der Reihe IAB-Regional des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist jetzt eine Studie erschienen, die einen systematischen Überblick zur Entwicklung der Leiharbeitsbranche in Nordrhein-Westfalen für die Jahre 2003 bis 2013 geben will. Für ihre regionale Analyse auf der Basis von Daten aus der Arbeitnehmerüberlassungs- und der Beschäftigungsstatistik sowie aus dem IAB-Betriebspanel hat das Forscherteam die drei Akteure des Überlassungswesens betrachtet, die in einem „konstitutiven Dreiecksverhältnis“ zueinander stehen: Leiharbeiter, Verleihunternehmen und Entleihunternehmen.

 

Dies sind die wesentlichen Befunde der Studie:

 

  • Leiharbeit ist in NRW generell „stark auf Tätigkeiten im Fertigungsbereich sowie auf Hilfstätigkeiten konzentriert“. Knapp die Hälfte der Leiharbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen waren Mitte 2013 in Berufen im Bereich ’Rohstoffgewinnung, Produktion & Fertigung’ tätig und rund 19 Prozent im Bereich ’Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführer)’.

 

  • Leiharbeit ist regional unterschiedlich stark verbreitet. Hohe Leiharbeitsquoten weisen Regionen auf, „in denen das Verarbeitende Gewerbe die Branchenstruktur relativ stark dominiert und der Anteil von Leiharbeits-Beschäftigten in Fertigungsberufen hoch ist.“

 

  • Die Leiharbeitsbeschäftigten sind mehrheitlich jung und niedrig qualifiziert: Knapp die Hälfte aller Leiharbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen war zum 30.06.2013 jünger als 35 Jahre, während es im Durchschnitt aller Beschäftigten nur 28 Prozent waren. Der Anteil der in der Leiharbeit sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung war „mehr als dreimal so hoch wie im Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten“. Allerdings wächst seit Jahren der Anteil von Beschäftigten mit Fach- und Hochschulabschluss in der Leiharbeit.

 

  • Im Juni 2013 gab es in NRW rund 3.900 Verleihbetriebe. Etwa die Hälfte der Betriebe beschäftigte zu diesem Zeitpunkt weniger als 20 Leiharbeitnehmer und nur 12 Prozent mehr als 100. Die Branche gilt daher als „kleinbetrieblich geprägt“, zumal in den vergangenen Jahren die Zahl der kleinen Verleihbetriebe mit bis zu 20 Beschäftigten deutlich zunahm.

 

  • Auf Seiten der Entleihbetriebe zeigte sich, dass „der Anteil von Betrieben mit Leiharbeit bei größeren Betrieben deutlich höher liegt“. So beschäftigten 2013 fast die Hälfte der Betriebe in Nordrhein-Westfalen mit 500 und mehr Beschäftigten Leiharbeitnehmer, während es bei den kleineren Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten nur rund drei Prozent waren. dass insbesondere bei Großbetrieben Die Verbreitung wie auch die Intensität der Nutzung der Leiharbeit ist in den vergangenen Jahren insbesondere bei Großbetrieben gestiegen.

 

  • Die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise hat die Leiharbeitsbranche in NRW stark getroffen. „Die Zahl der bei Entleihbetrieben sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging in Nordrhein-Westfalen zwischen 2008 und 2010 um rund ein Viertel zurück.“ Inzwischen wurde das Vorkrisenniveau aber längst wieder überschritten „und im längerfristigen Rückblick hat die Leiharbeit einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren.“

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Quelle:

Bauer, F./ Pohl, C./ Sieglen, G. (2014): Arbeitnehmerüberlassung in Nordrhein-Westfalen. IAB-Regional Nordrhein-Westfalen, Nr. 01, Nürnberg.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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