atypische und prekäre Beschäftigung

 

ATYPISCHE BESCHÄFTIGUNG:

 

18/03/2015:

Mehr atypische und prekäre Beschäftigung in Region Hannover

(von Markus Krüsemann)

 

 

Die Region Hannover hat ihren Sozialbericht 2015 vorgelegt. Die Analyse zur sozialen Lage in der Region enthält auch Zahlen und Fakten zur Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung der Bevölkerung. Sie zeigen, dass auch hier die Entwicklung am Arbeitsmarkt durch eine Erosion des Normalarbeitsverhältnisses und ein stetiges Anwachsen atypischer Beschäftigung geprägt ist. Gebrochene Erwerbsbiografien, ungewollte prekäre und oft nicht existenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse sind die Folge.

 

Laut Bericht ist die Gesamtbeschäftigung in der Region Hannover von 2004 bis 2014 um etwa 13,3, Prozent gestiegen. Allerdings haben sich die Anteile der Beschäftigungsformen deutlich verschoben – weg vom Normalarbeitsverhältnis, hin zu atypischen Erwerbsformen. Die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung (das sog. Normalarbeitsverhältnis) konnte im genannten Zeitraum gerade mal um 1,9 Prozent zulegen, was angesichts des Wachstums der anderen Erwerbsformen einem erheblichen Bedeutungsverlust gleichkommt.

 

Die größten Wachstumsraten gab es mit einem Plus von 72,6 Prozent bei den im Nebenjob geringfügig Beschäftigten und mit einem Plus von 55,1 Prozent bei den sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten. Diese kommen inzwischen auf einen Anteil von 26,8 Prozent an der gesamten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Zahl der ausschließlich im Minijob Beschäftigten wuchs zwischen 2004 und 2014 um 2,3 Prozent.

 

Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung an der Hauptbeschäftigung fiel damit von 68,4 Prozent im Jahr 2004 auf 62,9 Prozent im Jahr 2014. Der Anteil allein der Teilzeit- und geringfügigen Beschäftigung stieg dagegen von 31,0 auf 36,6 Prozent.

 

 Anteile atypischer Beschäftigung in der Region Hannover (in Prozent)

Atypische Beschäftigung Region Hannover
Quelle: Sozialbericht 2015 der Region Hannover

 

Problemverschärfend wirkt, dass das Normalarbeitsverhältnis quasi auch von innen heraus erodiert: Leiharbeit, befristete Beschäftigung und geringer Verdienst greifen selbst innerhalb der sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung um sich. Ende 2013 zählten 18,0 Prozent der soz.vers.pfl. Vollzeitbeschäftigten in der Region Hannover zu den Geringverdienern, weil ihr Einkommen weniger als zwei Drittel des Medianeinkommens betrug.

 

Das Kapitel zur Lage am Arbeitsmarkt schlussfolgert aus den Zahlen, dass sich in der Region Hannover mittlerweile zwei nahezu gleichgroße Gruppen von Beschäftigten gegenüberstehen:

 

- rund „226.000 Personen in aller Wahrscheinlichkeit nach existenzsichernden sozialversicherungs-pflichtigen Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen, die nicht Geringverdiener sind“;

 

- rund 225.000 Personen in Beschäftigungsverhältnissen, die ohne weitere finanzielle Unterstützung durch den Partner, die Familie oder staatliche Leistungen vermutlich mehrheitlich nicht oder nur knapp existenzsichernd sind“.

 

Die Region Hannover mit ihren mehr als ein Millionen Einwohnern ist ein Kommunalverband, der 2001 aus den Kommunen des Landkreises Hannover und der kreisfreien Stadt Hannover gebildet wurde.

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Quellen:

Region Hannover (Hg.) (2015): Sozialbericht 2015 - Soziale Lagen in der Region Hannover, Dezernat für Soziale Infrastruktur, Hannover.

 

Burgwedel Aktuell online vom 18.03.2015

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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