Solo-Selbstständige Einzelunternehmer

 

SOLO-SELBSTSTÄNDIGE:

 

12/11/2014:

Hohe Einkommensspreizung, selten mehr Geld als Arbeitnehmer

(von Markus Krüsemann)

 

 

Seit Mitte der 2000er Jahre gibt es in Deutschland etwa 2,1 Millionen Solo-Selbstständige. Anders als abhängig Beschäftigte besitzen sie als „eigener Chef“ eine höhere Unabhängigkeit, Flexibilität und Entscheidungsfreiheit sowie die Chance auf einen durch hohe Gewinne erreichbaren besseren Lebensstandard. Dafür müssen sie jedoch ein höheres Verdienstrisiko, Mehrarbeit und eine geringere soziale Absicherung in Kauf nehmen.

 

   Solo-Selbstständige 1991 bis 2013 (in 1.000)

Entwicklung Solo-Selbständige
Quelle: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/TabellenArbeitskraefteerhebung/AtypKernerwerbErwerbsformZR.html

 

Erfolg ist nicht garantiert, erst recht nicht auf Dauer, und so schlägt sich das unternehmerische Risiko von Solo-Selbstständigen in einer deutlich größeren Einkommensspreizung nieder als dies bei Arbeitnehmern der Fall ist. So kommt ein Teil von ihnen zwar auf weit höhere Einkommen als die große Mehrzahl der Erwerbstätigen, sehr viele erreichen aber nur geringe Einkünfte und etwa jeder dritte Solo-Selbstständige fällt sogar in den Niedrigeinkommensbereich (siehe 06.12.2013).

 

Hinsichtlich der Einkommensverteilung bei Solo-Selbstständigen und lohnabhängig Beschäftigten sind eine Reihe von Studien (nicht alle) übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass Solo-Selbstständige im Mittel (Median) weniger verdienen als abhängig Beschäftigte und dass nur ein sehr kleiner Teil von Existenzgründern es am Ende zu großen Reichtümern bringt.

 

Ein Team dreier Wirtschaftswissenschaftler der Universitäten Jena und Potsdam hat erneut die Einkommen von Solo-Selbständigen und abhängig Beschäftigten verglichen um die Fragen zu klären, warum es bei Einzelunternehmern eine so hohe Einkommensspreizung gibt und warum so viele von ihnen finanziell vergleichsweise wenig erfolgreich sind.

 

Ihre Analyse stützt sich auf Daten des Mikrozensus (im Wesentlichen aus dem Erhebungsjahr 2009), in der die Einkommenssituation von mehr als 15.000 Solo-Selbstständigen und über 235.000 abhängig Beschäftigten erfasst worden ist. Auf der Suche nach Erklärungen haben die Forscher die heterogene Gruppe der Solo-Selbstständigen in Untergruppen aufgeteilt und ihre Einkommen bzw. unternehmerischen Erfolge in Abhängigkeit von soziodemographischen bildungs- und berufsspezifischen Faktoren untersucht.

 

Bei der Auswertung der Einkommenssituation von Einzelunternehmern und Arbeitnehmern bestätigen sich in etwa die Erkenntnisse früherer Analysen. Demnach ist das mittlere Monatseinkommen (Median) beider Beschäftigtengruppen in Deutschland zwar gleich (1.400 €), doch liegt das durchschnittliche Monatseinkommen von Solo-Selbstständigen mit gut 1.704 Euro um etwa 11 Prozent über dem von abhängig Beschäftigten (1.534 €).

 

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim auf Stunden umgerechneten Erwerbseinkommen. Der mittlere Stundenverdienst (Median) von Solo-Selbstständigen erreicht mit 9,38 Euro 94 Prozent des Mittelwerts der abhängig Beschäftigten (10 €). Der durchschnittliche Stundenverdienst dagegen liegt mit 14,28 Euro um 24 Prozent höher als der durchschnittliche Stundenlohn von Arbeitnehmern (11,51 €).

 

Mittels Regressionsanalysen zeigte sich darüber hinaus, dass die Erzielung höherer Einkommen bei den Solo-Selbstständigen insgesamt weniger wahrscheinlich ist als bei den abhängig Beschäftigten. Interessanterweise haben die hinzugezogenen Faktoren Geschlecht, Wirtschaftszweig und Region keinen Einfluss auf diesen Zusammenhang. Unter den untersuchten Erklärungsfaktoren spielt allenfalls das Bildungsniveau Hochschulreife eine Rolle: Solo-Selbstständige mit Abitur, aber ohne weitere Berufsqualifikation können höhere Einkommen realisieren als vergleichbare Arbeitnehmer.

 

Letztendlich haben die Forscher die Ergebnisse früherer Analysen bestätigt gefunden. Zur Erklärung der hohen Einkommensspreizung und des oft geringen finanziellen Erfolgs können sie jedoch nur Vermutungen anstellen, die durch weitere Analysen erst bestätigt werden müssten. Allerdings dürfte ein Sachverhalt die Gewinnung vertiefter Erkenntnisse über Solo-Selbstständige stark erschweren: Fast die Hälfte aller Unternehmer ist fünf Jahre nach der Existenzgründung wieder vom Markt verschwunden, viele von ihnen landen (wieder) in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis. Für Längsschnittanalysen etwa ist das eine denkbar schlechte Ausgangsbasis.

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Quelle: Sorgner, A./ Fritsch, M./ Kritikos, A. (2014): Do Entrepreneurs Really Earn Less? IZA Discussion Paper, No. 8651, Bonn.

 

Weiterlesen:

 

- Pahnke, A./ May-Strobl, E./ Schneck, S. (2014): Die Einkommenssituation von Selbstständigen und die Inanspruchnahme staatlicher Leistungen auf Basis des SGB II. IfM-Materialien, Nr. 226, Bonn.

 

- Brenke, K. (2013): Allein tätige Selbständige: starkes Beschäftigungswachstum, oft nur geringe Einkommen. In: DIW-Wochenbericht, 80. Jg., Nr. 7, S. 3-16.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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