Teilzeit Teilzeitarbeit

 

TEILZEITARBEIT:

 

09/03/2016:

Nur noch leichter Anstieg der Teilzeitbeschäftigung in 2015

(von Markus Krüsemann)

 

Der bereits über zwei Jahrzehnte anhaltende Trend zu mehr Teilzeitbeschäftigung hat sich auch 2015 fortgesetzt, allerdings fiel der Anstieg diesmal geringer aus. Erstmals seit 1991 war dadurch auch die Teilzeitquote rückläufig. Ein Job-Boom ist das (noch) nicht.

 

Nach aktuellen Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist die Teilzeitbeschäftigung im Jahresdurchschnitt 2015 nur um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Zahl der Teilzeitkräfte erhöhte sich in diesem Zeitraum um 43.000 auf den historischen Höchststand von knapp 14,82 Mio. Personen. Das Arbeitsvolumen der reinen Teilzeitbeschäftigten (ohne Nebenjobs) erhöhte sich dabei um 0,3 Prozent von 10,22 auf 10,25 Mio. Stunden.

 

Die im Vergleich zu den Vorjahren eher verhaltene Entwicklung führt das IAB auf einen Rückgang bei den Minijobs zurück. Diese waren wohl auch als Folge des Anfang 2015 eingeführten Mindestlohns in der ersten Jahreshälfte 2015 um bis zu 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen (siehe 11.01.2016).

 

  Voll- und teilzeitbeschäftigte Erwerbstätige (in Tausend)

Entwicklung Teilzeitbeschäftigung
Quelle: IAB-Arbeitszeitrechnung auf Datenbasis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)

 

Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten stieg dagegen stärker an. Sie erhöhte sich um 383.000 Personen, das ist ein Plus von 1,6 Prozent. Insgesamt gab es im Jahresdurchschnitt 2015 fast 23,92 Millionen Vollzeitkräfte, nach 23,53 Mio. im Jahr 2014. Das ist ein Wert, der seit 2003 nicht mehr erreicht worden ist. Das Arbeitsvolumen der Vollzeitkräfte stieg von 2014 bis 2015 um 1,9 Prozent von 38,87 auf 39,62 Mio. Stunden.

 

Wegen des vergleichsweise stärkeren Wachstums ging die Teilzeitquote (der Anteil der Teilzeitkräfte an allen Beschäftigten, ohne Berücksichtigung von Nebenjobs) damit von 38,6 auf 38,3 Prozent zurück. Teilzeit blieb damit auch 2015 von kaum verändert hoher Bedeutung. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hatte die Quote noch bei 29,5 Prozent, im Jahr 1991 nur bei 17,9 Prozent gelegen.

 

Kein Job-Boom - Arbeitsvolumen steigt nur auf Werte von Anfang der 1990er Jahre

 

Das gesamte Arbeitsvolumen (inkl. Nebenjobs) lag 2015 bei 50,5 Mio. Stunden. Das ist der höchste seit 1991 gemessene Wert. Damals lag das Arbeitsvolumen noch bei 51,61 Mio. Stunden, um in den Folgejahren bis 2005 auf 46,22 Mio. zurückzugehen. Seitdem steigt das Arbeitsvolumen (mit Ausnahme von 2009) wieder stetig an.

 

Deutsche arbeiteten 2015 so viel wie selten zuvor“, hieß es dazu gestern in den Medien. Betrachtet man die Entwicklung allerdings im hier skizzierten historischen Verlauf, so verliert der bei solchen oder ähnlichen Berichten gerne verwendete Begriff des Job-Booms seine Berechtigung. Die Menge an Arbeit reichte erst 2015 wieder annähernd an den Wert von 1991 heran. Das viele Jahre sogar geschrumpfte Arbeitsvolumen ist einfach nur auf mehr Erwerbstätige verteilt worden, vor allem auf Teilzeitkräfte in regulärer und geringfügiger Beschäftigung. Dazu passt, dass die seit wenigen Jahren wieder langsam zulegende Vollzeitbeschäftigung immer noch weit unter dem Niveau der 1990er Jahre liegt. Hinzu kommen die immer noch 3,68 Millionen Menschen, die ohne Arbeit sind. Ein Job-Boom sieht anders aus.

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Quellen:

IAB-Presseinformation vom 08.03.2016

 

Tabelle des IAB zur Entwicklung der Arbeitszeit

 

Focus online vom 08.03.2016

 

Weiterlesen:

 

- Entwicklung der Teilzeitarbeit in Deutschland. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Ulle Schauws, Beate Müller-Gemmeke, weiterer Abgeordneter und der FraktionBÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, BT-Drucksache 18/4266 (März 2015).

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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