Niedriglöhne Befristung

 

03/09/2014:

OECD übt Kritik an Niedriglöhnen und der Beschäftigungsqualität

(von Markus Krüsemann)

 

 

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihren alljährlichen Beschäftigungsausblick vorgelegt. Er bewertet die jüngsten Entwicklungen und kurzfristigen Prognosen für die Arbeitsmärkte im OECD-Raum und in wichtigen Schwellenländern. Für Deutschland findet die OECD hinsichtlich der qualitativen Aspekte der Beschäftigung auch kritische Worte. Zwar wird anders als 2012 die wachsende Lohnungleichheit nicht mehr moniert (siehe 10.07.2012). Sorge bereiten der OECD aber die Langzeitarbeitslosigkeit und die Arbeitsplatzunsicherheit von befristeter Beschäftigung. Und plötzlich sind auch sinkende Löhne kritikwürdig.

 

Hinsichtlich der Lohnentwicklung hatte die OECD selbst jahrelang sinkende Löhne gefordert. Umso erstaunlicher die Kehrtwende: Zwar bleibt die Organisation bei ihrer ideologischen Grundhaltung, dass Lohnkürzungen in den Krisenländern dazu beigetragen hätten, die Arbeitslosigkeit einzudämmen und die Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen. Weitere Kürzungen wären aber kontraproduktiv und würden weder neue Jobs noch mehr Nachfrage schaffen. Und: Auch Deutschland solle dafür Sorge zu tragen, dass die Löhne für Niedrigverdiener nicht noch weiter sinken, denn der Anteil der Niedrigverdiener liege mit 20 Prozent der Arbeitnehmer über dem OECD-Schnitt. In diesem Zusammenhang äußert sich die OECD auch positiv über gesetzliche Regelungen zu Mindestlöhnen: Sie gelten ihr als „probates Mittel, um die Löhne von Niedrigverdienern nach unten zu begrenzen.“

 

Für Deutschland wird zudem der große Unterschied in der Arbeitsplatzsicherheit von befristeten und unbefristeten Jobs bemängelt. Befristete Anstellungen seien allzu häufig kein Sprungbrett in eine permanente Arbeit.

 

Und auch in einem weiteren Punkt schneidet Deutschland schlecht ab. Wie Stern online dazu berichtet, litten viele Beschäftigte unter stressigen Arbeitsbedingungen. Laut OECD-Bericht hätten 19 Prozent der Arbeitnehmer über schwierige und stressige Arbeitsbedingung geklagt, etwa großen Zeitdruck, schwierige Aufgaben oder unzureichende Unterstützung im Job.

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Quellen:

Pressemitteilung der OECD

 

Stern online vom 03.09.2014

 

Weiterlesen:

 

OECD (Hg.)(2014): OECD Employment Outlook 2014.

 

Employment Outlook 2014: Deutschsprachige Zusammenfassung.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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