Solo-Selbstständige

Solo-Selbstständige sind Personen, die in eigener Regie und auf eigenes Risiko eine Geschäftstätigkeit alleine, d.h. ohne weitere Angestellte ausüben. Es handelt sich quasi um einen Kleinstbetrieb ohne Arbeitnehmer. Man könnte auch sagen, dass EinzelunternehmInnen ausschließlich ihre eigene Arbeitskraft vermarkten.

 

Im Vergleich zu abhängig Beschäftigten besitzen sie als „Unternehmer in eigener Sache" eine höhere Unabhängigkeit, Flexibilität und Entscheidungsfreiheit sowie die Chance auf einen durch hohe Gewinne erreichbaren besseren Lebensstandard. Dafür müssen sie jedoch ein höheres Verdienstrisiko und Mehrarbeit in Kauf nehmen. Auch die soziale Absicherung (speziell bei der Altersversorgung) ist oft defizitär.

 

Die Zahl der Solo-Selbstständigen ist seit den 1990er Jahren stark gestiegen. Lag ihre Zahl zu Beginn des Jahrzehnts noch unter 1,4 Millionen, so stieg sie bis zur Jahrtausendwende bereits auf 1,8 Millionen an, um dann ab 2005 Werte vom mehr als 2,3 Millionen zu erreichen. Seither liegt der Anteil der Solo-Selbstständigen an allen Erwerbstätigen bei etwa 5,5 Prozent.

 

Solo-Selbstständige 1999 bis 2015 (in Tausend):

Solo-Selbstständige
Quelle: Statistisches Bundesamt: Mikrozensus, Wiesbaden 2016.

 

Die starke Zunahme von Ein-Personen-Unternehmen nach 2002 wurde maßgeblich auch durch die intensivierte Förderung von Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit ausgelöst. Vor allem mit dem Anfang 2003 in Kraft getreten Konzept der Ich-AG (2003 bis 2006) ist vielen vormals Arbeitslosen mit üppigen Existenzgründungszuschüssen der Weg ins Einzelunternehmertum schmackhaft gemacht worden. Auch der ab Mitte 2006 gewährte Gründungszuschuss trägt bis heute seinen Teil zum Gründungsgeschehen bei.

 

Eine wichtige Rolle spielte auch die Novellierung der Handwerksordnung. Anfang 2004 entfiel der Zwang zur Meisterprüfung für die Ausübung eines eigenständigen Handwerks. Auch hier war ein Boom von Kleinstbetrieben die Folge.

 

Solo-Selbstständige sind in Deutschland vergleichsweise gut qualifiziert. 2011 hatte annähernd die Hälfte von ihnen ein Studium oder eine Meisterprüfung absolviert, 37 Prozent waren Wissenschaftler bzw. Akademiker. Dies korrespondiert mit den Berufsbereichsschwerpunkten: Die zahlenmäßig meisten Solo-Selbständigen sind zwar immer noch (mit abnehmender Tendenz) als Händler und Vertreter sowie in landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Berufen tätig. Hohe Anteile entfallen aber auch auf künstlerische Berufe, auf Lehrer und Dozenten (inkl. Erwachsenenbildung), auf Publizisten, Dolmetscher und Psychologen sowie auf Heilpraktiker, Kosmetiker und Pflegeberufe.

 

Einkommen

 

Der Erfolg einer Geschäftsidee oder Unternehmensstrategie ist nicht garantiert, erst recht nicht auf Dauer, und so schlägt sich das unternehmerische Risiko von Solo-Selbstständigen in einer deutlich größeren Einkommensspreizung nieder als dies bei Arbeitnehmern der Fall ist. So kommt ein Teil von ihnen zwar auf weit höhere Einkommen als die große Mehrzahl der Erwerbstätigen, sehr viele erreichen aber nur geringe Einkünfte und etwa jeder dritte Solo-Selbstständige fällt sogar in den Niedrigeinkommensbereich. Letzteres könnte mit ein Grund dafür sein, dass fünf Jahre nach der Existenzgründung nur noch gut die Hälfte der Solo-Selbstständigen unverändert aktiv ist. Etwa zehn Prozent haben mittlerweile Angestellte, ca. 19 Prozent sind in einer abhängigen Beschäftigung, 2,3 Prozent in der Arbeitslosigkeit gelandet.

 

Prekaritätsrisiken

 

Die Lage von Solo-Selbstständigen mit niedrigen Einkommen ist auch deshalb prekär, weil sie lange Zeit gar nicht und aktuell nur sehr unvollständig in die Sozialversicherungssysteme eingebunden sind. Erst seit dem Jahr 2006 haben sie eine begrenzte Möglichkeit, sich freiwillig in der Arbeitslosenversicherung zu versichern. Seit 2009 gilt für sie eine nachrangige
Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung, doch oft sind die hohen Beitragssätze nicht zu stemmen. Auch hapertes vielfach an der Altersvorsorge. 2013 waren 58 Prozent aller Solo-Selbstständigen nicht aktiv bei einer gesetzlichen Rentenkasse versichert. 14,5 Prozent aller Ein-Personen-Unternehmen standen ganz ohne Altersversorgung und ohne nennenswerte Rücklagen da.

 

[zuletzt aktualisiert: Februar 2017]

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