Miese Jobs - das sind Beschäftigungsverhältnisse, die bereits von ihrer Konstruktion her so angelegt sind, dass sie für den Einzelnen keine nachhaltig sichere Erwerbsform bieten, weder in materieller Hinsicht (Löhne, die auch im Rentenalter die Existenz sichern können) noch unter immateriellen Gesichtspunkten (unsichere Arbeits- und prekäre Lebenssituation).

 

In Abgrenzung zum Normalarbeitsverhältnis (zeitlich unbefristete, sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung in Festanstellung jenseits der Leiharbeit) werden solche Jobs unter dem
Begriff atypische Beschäftigung zusammengefasst.

 

Zu den atypischen Beschäftigungsformen zählen zumindest

- Leiharbeit

- Minijobs

- befristete Beschäftigung

 

vielfach aber auch

- Teilzeitarbeit (mit max. 20 Std. /Woche)

(da sie nicht immer ein existenzsicherndes Auskommen ermöglicht, und weil auch nach vielen Versicherungsjahren eine eigenständige Alterssicherung nicht erreicht werden kann).

 

Weiterhin zu berücksichtigen sind die

- Solo-Selbstständigkeit

(Sie wird zwar nicht den atypischen Erwerbsformen zugeordnet. In Bezug auf Einkommen, gesicherte Erwerbs- und Lebenssituation sowie soziale Absicherung ist die Lage sehr vieler Ein-Mensch-Betriebe aber ähnlich defizitär.)

und die

- Werkvertragsarbeit

(Bei den auf Werkverträgen beruhenden Arbeitsverhältnissen handelt es sich in der Mehrzahl um atypische, oft prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Werkvertragsbeschäftigte befinden sich zumeist in unsicheren Arbeitsverhältnissen und werden überwiegend schlecht entlohnt.)

 

Und das ist erst der Anfang:

 

Die sich gerade vollziehende Digitalisierung der Arbeitswelt wird einen tiefgreifenden Strukturwandel auslösen, der die bereits jetzt schon erodierenden Formen traditioneller Beschäftigung weiter auflöst. Dies wird den Trend zu einer fortschreitenden Segmentierung von Arbeitsverhältnissen und Beschäftigtengruppen beschleunigen.

 

Die Unternehmerseite nutzt den technisch-organisatorischen Wandel in Form einer immer intensiver durchgedrückten Flexibilisierung der Arbeitswelt. In der Folge sind bereits eine Reihe weiterer atypischer Arbeitsverhältnisse entstanden, wie z.B.:

 

- Crowd Employment (Crowdworking): Dienstleistungsangebote auf virtuellen Plattformen,
  durch die einzelne LeistungsanbieterInnen zusammengeführt werden;

 

- Casual Work: Arbeit auf Abruf;

 

- Labour Pooling: Einzelne Arbeitende werden von einer Mehrzahl von ArbeitgeberInnen
  angestellt, für die sie auf rotierender Basis arbeiten.

 

- On-Demand-Beschäftigung: IT-Unternehmen vermitteln auf Abruf bereit stehende freie
  Dienstleister gegen Provision an stets wechselnde (Firmen-) Kunden.

 

Die längst etablierten wie auch die neu heraufziehenden atypischen Beschäftigungsverhältnisse haben eins gemeinsam: fast immer handelt es sich um eine prekäre Erwerbsarbeit. Als prekäre Beschäftigungsformen lassen sich alle Beschäftigungsformen kennzeichnen, die abweichend vom Normalarbeitsverhältnis durch Beschäftigungsunsicherheit, nicht existenzsichernde Löhne oder durch einen eingeschränkten Zugang zu den sozialen Sicherungssystemen gekennzeichnet sind.

 

Nicht alle atypisch Beschäftigten befinden sich in prekären Lebenslagen. Doch bergen diese Beschäftigungsformen in der jeweiligen Summe aus niedrigen Entgelten, einer hohen Beschäftigungsunsicherheit und einer im Vergleich zum Normalarbeitsverhältnis schlechteren sozialen Sicherung ein erhebliches Prekarisierungspotential.

 

Eine ein gutes Leben ermöglichende gute Arbeit sieht anders aus. Miese Jobs eben.

 

zurück

 

| © Markus Krüsemann | Kontakt: webmaster[at]miese-jobs.de