Befristung befristete Beschäftigung

 

BEFRISTUNG:

 

29/09/2014:

Regional unterschiedliche Ausweitung befristeter Arbeit

(von Markus Krüsemann)

 

 

Kurz nachdem erste Daten aus der aktuellen Erhebungswelle des IAB-Betriebspanels (2013) bekannt wurden, berichtete Zeit Online darüber, dass die Zahl der ohne Sachgrund befristeten Arbeitsverträge stetig steigt (siehe 17.03.2014). 2013 hätten die sachgrundlosen Befristungen einen Anteil von 48 Prozent an allen befristeten Arbeitsverträgen erreicht. Die Linkspartei wollte es genauer wissen. Nach einer Kleinen Anfrage vom Februar 2014 (siehe 06.04.2014) hat die Partei Anfang August eine weitere Anfrage gestellt. Wie Welt online dazu berichtet, hätte die Linksfraktion im Bundestag die Bundesregierung gefragt, wie sich die befristete Beschäftigung in den einzelnen Bundesländern in den vergangenen 20 Jahren entwickelt habe.

 

Erkennbar wurden zunächst unterschiedliche Entwicklungsverläufe in den alten und den neuen Bundesländern: Während sich die Zahl der befristet Beschäftigten in den westlichen Bundesländern von 1996 bis 2013 jeweils mindestens verdoppelt habe, seien sie in den ostdeutschen Ländern mit Ausnahme Brandenburgs zurückgegangen oder nahezu gleich geblieben, so Welt online. Besonders hohe Zuwächse hätten Hessen und Bremen verzeichnet, wo sich die Zahl der Befristeten vervierfachte, und Nordrhein-Westfalen mit einer Verdreifachung.

 

Zweitens habe sich herausgestellt, je jünger die Arbeitnehmer, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Vertrag zunächst nur befristet ist. Unter den jungen Berufsanfängern zwischen 15 und 24 Jahren erhalte fast jeder vierte einen Vertrag auf Zeit. Auch unter den 25- bis 34-jährigen sei der Anteil mit 13,9 Prozent überdurchschnittlich hoch.

 

Erhebliche regionale Unterschiede gebe es auch bei den Übernahmequoten: Würden in Thüringen nur jeder Vierte, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt jeder Dritte in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen, sei es in Rheinland-Pfalz, Hamburg und Hessen mit Quoten über 40 Prozent fast jeder Zweite.

 

Aus der Antwort der Bundesregierung geht im Übrigen auch hervor, dass 2013 mit insgesamt mehr als 2,6 Millionen Menschen zwar rund 300.000 weniger in befristeten Jobs gearbeitet hatten als noch vor drei Jahren. Der Anteil der Befristungen ohne Sachgrund ist in den vergangenen Jahren allerdings ständig gestiegen: Nach 44 Prozent in 2012 ist es 2013 mit 48 Prozent schon jeder zweite gewesen. 2001 ist es mit 32 Prozent nicht einmal jeder dritte befristete Vertrag gewesen.

 

Zu der steigenden Zahl der Befristungen ohne Sachgrund schreibt Wirtschaftswoche online, es gebe wohl immer weniger Elternzeitvertretungen oder zeitlich begrenzte Projekte, für die befristete Kräfte gebraucht würden. Bei den sachgrundlosen Befristungen würden die Unternehmen Menschen pro forma für ein halbes oder ein ganzes Jahr einstellen, um dann zu überlegen, ob derjenige noch ein Jahr länger dabei bleiben soll. Da dränge sich der Eindruck auf, dass sich so mancher Chef eine verlängerte Probezeit erschleiche.

 

Das den Zahlen zugrunde liegende IAB-Betriebspanel ist eine repräsentative Betriebsbefragung zur Erforschung der Nachfrageseite des Arbeitsmarktes. Seit 1996 werden dazu jährlich bundesweit knapp 16.000 Betriebe aller Wirtschaftszweige und Größenklassen in persönlich-mündlichen Interviews befragt.

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Quellen:

Die Welt online vom 28.09.2014

 

Wirtschaftswoche online vom 29.09.2014

 

Befristete Arbeitsverhältnisse in den Bundesländern. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Sabine Zimmermann (Zwickau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. BT-Drucksache 18/2621 (24.09.2014).

 

Weiterlesen:

 

Befristung von Arbeitsverträgen. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Sabine Zimmermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. BT-Drucksache 18/1029 (04.2014).

 

Daten aus dem IAB-Betriebspanel 2013 zur befristeten Beschäftigung auch in: IAB - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2014): Schriftliche Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung von Sachverständigen in Berlin am 17. März 2014 zum Gesetzentwurf der Fraktion DIE LINKE. Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sachgrundlosen Befristung (Drucksache 18/7), Ausschussdrucksache 18(11)46, S. 14-16.

 

IAB - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Hg.) (2013): Befristete Beschäftigung - Aktuelle Zahlen aus dem IAB-Betriebspanel 2012, Nürnberg.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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