atypische Beschäftigung prekäre Jobs Niedriglöhne

 

PREKARISIERUNG:

 

24/11/2014:

Junge Beschäftigte haben zu häufig atypische und prekäre Jobs

(von Markus Krüsemann)

 

 

Niedriglöhne, atypische und prekäre Beschäftigung, das ist mittlerweile die Realität für Millionen von abhängig Beschäftigten. Zu den besonders von miesen Jobs Betroffenen zählen gerade auch junge Arbeitnehmer (siehe 05.07.2012 und 27.08.2013). Einer aktuellen Auswertung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge arbeiten lediglich 8 Prozent der befragten abhängig Beschäftigten unter 35 Jahren zu guten Bedingungen und knapp ein Viertel (24 Prozent) gab an, unter schlechten bis sehr schlechten Bedingungen zu arbeiten.

 

Wie der DGB zu den jetzt vorgestellten Ergebnissen mitteilt, seien für die Studie "Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten" die Daten des aktuellen DGB-Index Gute Arbeit ausgewertet worden. Sie zeigten, wie Beschäftigte unter 35 Jahren ihre Arbeits- und Einkommensbedingungen beurteilten. Dies sind die wichtigsten Befunde:

 

Einkommenssituation:

 

36 Prozent der jungen Beschäftigten (unter 35 J.) müssen mit einem monatlichen Bruttoeinkommen unter 1.501 Euro auskommen, 14 Prozent verdienen sogar nur bis zu 800 Euro (brutto).

 

51 Prozent der Beschäftigten unter 35 Jahren kommen mit ihrem Einkommen "schlecht" oder "sehr schlecht" zurecht.

 

Prekäre Beschäftigung:

 

29 Prozent der abhängig Beschäftigten unter 35 Jahre gaben an, einer atypischen Beschäftigung nachzugehen. Bei der Gruppe der älteren Beschäftigten (ab 35 Jahre) liegt der Anteil bei 18 Prozent. Junge Menschen unter 30 sind sogar mehr als doppelt so oft von atypischer Beschäftigung betroffen.

 

Die höchsten Anteile an atypischer Beschäftigung finden sich bei den jungen Beschäftigten im "Gastgewerbe" (82 Prozent), bei "andere Dienstleistungen" (57 Prozent) und im Bereich "Erziehung und Unterricht, Sozialwesen" (46 Prozent).

 

Unter den prekären Jobs stellen befristete Arbeitsverhältnisse das größte Problem dar: Fast jeder sechste Jugendliche bis 35 Jahren (15 %) ist befristet beschäftigt. Damit sind junge Beschäftigte dreimal so häufig von Befristung betroffen wie ältere. Des Weiteren arbeiten 12 Prozent in einem Teilzeitverhältnis, 9 Prozent arbeiten hauptberuflich nur in einem Minijob.

 

Berufsperspektive:

 

22 Prozent der jungen Beschäftigten machen sich Sorgen um die berufliche Zukunft. Jeder Neunte (11 %) fürchtet um den Verlust des Arbeitsplatzes.

 

Arbeitszeiten:

 

Von den jungen Beschäftigten müssen 33 Prozent »sehr häufig« oder »oft« in Spätschicht (zwischen18.00 und 23.00 Uhr) arbeiten. Bei den älteren Beschäftigten sind es nur 28 Prozent. 30 Prozent der unter 35 Jährigen müssen auch an Wochenenden, 10 Prozent nachts (23:00 bis 6:00 Uhr) arbeiten. Bei den älteren Beschäftigten sind die Anteile ungefähr gleich.

 

Unter den jüngeren Beschäftigten sind Überstunden ähnlich verbreitet wie bei den Älteren. 37 Prozent der jungen Beschäftigten machen im Durchschnitt mehr als 5 Überstunden pro Woche. Jeder zehnte Jugendliche kommt dabei sogar auf mehr als 10 Überstunden.

 

Die im Bericht genannten Daten basieren auf einer Umfrage aus dem Jahr 2012, in der die Arbeitsbedingungen von 5.000 Beschäftigten erhoben worden sind (siehe 30.05.2012). 25,6 Prozent bzw. gut 1.100 der damals Befragten zählten zur Beschäftigungsgruppe »junge abhängig Beschäftigte unter 35 Jahren«. Das Ergebnis ist laut DGB repräsentativ für das Urteil der jungen abhängig Beschäftigten über ihre Arbeitsbedingungen in Deutschland.

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Quellen:

DGB-Bericht zur Studie vom 23.11.2014

 

DGB Bundesvorstand (Hg.) (2014): Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten: 5. Sonderauswertung zum DGB-Index Gute Arbeit (Nov. 2014), Berlin.

 

Weiterlesen:

 

- DGB Bundesvorstand (Hg.) (2012): Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten: 4. Sonderauswertung zum DGB-Index Gute Arbeit, Schwerpunkte: Stress, Überstunden, Arbeitsintensität, Berlin.

 

- IG Metall (Hg.) (2012): IG Metall Jugendstudie: „Persönliche Lage und Zukunftserwartungen der jungen Generation 2012“, TNS Infratest Politikforschung im Auftrag der IG Metall, Juni 2012.

 

- Perspektiven junger Beschäftigter auf dem Arbeitsmarkt. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Krellmann, Sabine Zimmermann, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. BT-Drucksache17/9679 (05/2012).

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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