Leiharbeit Arbeitnehmerüberlassung

 

LEIHARBEIT:

 

20/01/2016:

Es gibt mehr Leiharbeiter als bisher bekannt – Tendenz: steigend

(von Markus Krüsemann)

 

 

Nach Rückgängen im Jahr 2013 befand sich die Leiharbeit 2014 bereits wieder auf Wachstumskurs (siehe 20.07.2015). Der setzte sich auch in der ersten Jahreshälfte 2015 unübersehbar fort. Bis Ende Juni 2015 ist die Zahl der Leiharbeiter/innen im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut gestiegen. Dank eines neuen Erhebungsverfahrens zeigt sich zudem, dass es mehr Leiharbeitsbeschäftigte gibt, als bisher bekannt.

 

Nach heute von der Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichten Zahlen aus der aktuellen Arbeitnehmerüberlassungsstatistik waren Ende Juni 2015 insgesamt 961.162 Personen als Leiharbeiter/innen beschäftigt. Das ist das Ergebnis eines hier erstmals präsentierten neuen Erhebungsverfahrens. Nach dem alten Erhebungsverfahren hätte die Zahl der Leiharbeitsbeschäftigten „nur“ bei ca. 882.000 gelegen. Somit gibt es etwa 30.000 Leiharbeiter mehr, als bisher erfasst.

 

Beschäftigte in der Leiharbeit von Dezember 2003 bis Juni 2015

Entwicklung Leiharbeit
Quelle: Arbeitnehmerüberlassungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit

 

Wie die ab 2013 revidierten Zahlen der neuen Arbeitnehmerüberlassungsstatistik zeigen, befindet sich die Leiharbeit bereits seit Ende des Jahres 2013 wieder auf deutlichem Wachstumskurs. So lagen die Wachstumsraten in der ersten sechs Monaten des Jahres 2014 (jew. im Vergleich zu den Vorjahresmonaten) zwischen 3,5 und 5,4 Prozent. Ende 2014 wurden 3,5 Prozent mehr Leiharbeiter/innen gezählt als zum Jahresende 2013.

 

Auch in der ersten Jahreshälfte 2015 hielt das stetige Wachstum an. So stieg die Zahl der in der Arbeitnehmerüberlassung Beschäftigten zwischen Juni 2014 und Juni 2015 um 48.643 Personen, das ist ein kräftiges Plus von 5,3 Prozent. Damit erreichte der Anteil der Leiharbeiter/innen an allen Beschäftigten erstmals die Marke von 2,7 Prozent.

 

Was hat sich bei der Datenerhebung geändert?

 

Im Januar 2016 hat die BA die Statistik zur Arbeitnehmerüberlassung auf eine andere Datenquelle umgestellt und dabei zugleich in die Beschäftigungsstatistik integriert. Bisher hatten die Verleihbetriebe zweimal im Jahr ihre Daten an die BA übermitteln müssen. Damit ist jetzt Schluss, denn von nun an werden diese Angaben, wie andere Beschäftigungsdaten auch, automatisch mit den Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung eingeholt.

 

Bisher hatten mit der Statistik nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (§ 8 AÜG) und der Beschäftigungsstatistik der BA zwei verschiedene Statistiken Auskunft gegeben über die Beschäftigung in der Leiharbeitsbranche. Die Arbeitnehmerüberlassungsstatistik hat halbjährlich die gesetzlich vorgeschriebenen Meldungen der Verleihbetriebe ausgewertet. Dabei wurden alle Verleihbetriebe erfasst, auch Betriebe, deren Betriebszweck nicht ausschließlich oder überwiegend der Arbeitnehmerüberlassung gilt. Die Beschäftigungsstatistik gab hingegen Auskunft über die im Wirtschaftszweig „Arbeitnehmerüberlassung“ beschäftigten Arbeitnehmer/innen (sozialversicherungspflichtig und geringfügig entlohnt Beschäftigte). Zwar wurden damit nicht nur „echte“ Leiharbeitnehmer, sondern auch das „Stammpersonal“ (z.B. Personaldisponenten) der Unternehmen erfasst, dennoch lagen die ausgewiesenen Werte regelmäßig zu niedrig, weil die Verleih-Unternehmen, deren wirtschaftsfachlicher Schwerpunkt nicht ausschließlich oder überwiegend die Arbeitnehmerüberlassung ist, nicht einbezogen wurden.

 

Für Dezember 2014 etwa hatte die Beschäftigungsstatistik 753.464 Personen in Unternehmen ausgewiesen, deren Betriebszweck ausschließlich oder überwiegend der Arbeitnehmerüberlassung galt. Nach Zahlen der Arbeitnehmerüberlassungsstatistik waren Ende Dezember 2014 jedoch insgesamt 823.834 Personen, nach dem neuen Erhebungsverfahren sogar 883.165 im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung beschäftigt.

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Quellen:

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2016): Arbeitnehmerüberlassung, Leiharbeitnehmer und Verleihbetriebe, 1. Halbjahr 2015, Nürnberg.

 

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2016): Arbeitsmarkt in Zahlen: Beschäftigung nach Ländern in wirtschaftsfachlicher Gliederung (WZ 2008), Stichtag 31.10.2015, Nürnberg.

 

Weiterlesen:

 

- Bundesagentur für Arbeit (Hg.) (2015): Methodenbericht: Statistik zur Arbeitnehmerüberlassung auf Basis des Meldeverfahrens zur Sozialversicherung, Nürnberg.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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