Teilzeit Teilzeitarbeit Teilzeitbeschäftigung

 

TEILZEITARBEIT:

 

16/03/2015:

Teilzeit boomt seit 2005 vor allem bei der „großen Teilzeit“

(von Markus Krüsemann)

 

 

Der Trend ist schon lange eindeutig, er wurde bereits mehrfach bestätigt und erhält jetzt durch eine Anfrage der Grünen im Bundestag weitere Informationsfacetten: Immer mehr Erwerbstätige in Deutschland arbeiten in Teilzeit mit in der Regel weniger als 35 Wochenstunden. Und: vor allem die "große Teilzeit" boomt.

 

Aus der jüngst veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Entwicklung der Teilzeitarbeit in Deutschland geht hervor, dass die Zahl der von Eurostat (s.u.) erfassten Teilzeiterwerbstätigen von 8,35 Millionen im Jahr 2004 auf 10,71 Millionen (8,66 Mio. Frauen und 2,05 Mio. Männer) im Jahr 2013 gestiegen ist. Ihr Anteil an allen Erwerbstätigen erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 24 auf 28 Prozent, ein im EU-Vergleich überdurchschnittlich hoher Wert.

 

Wie FAZ.net zu den Zahlen erläutert, entfielen rechnerisch mehr als drei Viertel aller zwischen 2004 und 2013 aufgebauten Arbeitsplätze auf Teilzeitarbeit. Der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt sei daher vor allem ein Aufschwung der Teilzeitarbeit.

 

 

 Entwicklung der Teilzeiterwerbstätigkeit (< 35 Std./Woche) in Deutschland

Entwicklung Teilzeit in Deutschland
Quelle: Eurostat, Arbeitskräfteerhebung

 

"Große Teilzeit" gewinnt an Bedeutung

 

Eine nach Wochenstunden differenzierte Betrachtung gibt weitere Aufschlüsse über die Entwicklung des Teilzeitbooms. So ist die durchschnittliche Wochenstundenzahl in Teilzeitbeschäftigung seit dem Jahr 2004 fast kontinuierlich gestiegen. Gewachsen ist insbesondere die Zahl der in längerer Teilzeit Erwerbstätigen: die Gruppe der Teilzeitbeschäftigten mit einer Wochenarbeitszeit von 25 bis 34 Stunden ist von etwa zwei Millionen im Jahr 2005 auf über drei Millionen im Jahr 2013 angestiegen, ein Plus von 52,5 Prozent.

 

Die Zahl der Erwerbstätigen mit einer Wochenarbeitszeit von 10 bis 14 Stunden erhöhte sich im gleichen Zeitraum dagegen nur von knapp 2,9 Millionen auf unter 3,2 Millionen (+ 10,4 %), wobei unklar bleibt, in welcher Form Minijobs hier berücksichtigt wurden. Dessen ungeachtet ist diese sog. „kleine Teilzeit“ in Deutschland aber immer noch vergleichsweise stark verbreitet. Während hier im Jahr 2013 immer noch 38,8 Prozent aller in Teilzeit Erwerbstätigen (unter 30 Std./Woche) weniger als 15 Wochenstunden arbeiteten, lag ihr Anteil EU-weit bei 30,0 Prozent.

 

Dank der Anteilsverschiebung zugunsten längerer Teilzeit wuchs schließlich auch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von in Teilzeit Erwerbstätigen. Sie erhöhte sich von 17,65 Wochenstunden im Jahr 2005 auf 19,03 Wochenstunden im Jahr 2013.

 

Die hier vorgestellten Ergebnisse beruhen auf einer Sonderauswertung der Arbeitskräfteerhebung von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union. Ausgewertet wurden Daten über Erwerbstätige mit einer gewöhnlichen Wochenarbeitszeit von weniger als 35 Stunden. Die Zahlen sind nicht mit anderen Daten zur Teilzeitbeschäftigung in Deutschland vergleichbar.

 

Das Statistische Bundesamt etwa weist unter Verwendung von Daten des Mikrozensus für 2013 insgesamt knapp 9,99 Mio. Teilzeitbeschäftigte aus. Erfasst werden hier aber nur abhängig Beschäftigte im Alter von 15 bis 64 Jahren mit einer normalerweise geleisteten Wochenarbeitszeit von weniger als 21 Stunden.

 

Nach den Beschäftigtendaten der Bundesagentur für Arbeit gab es 2013 etwa 7,5 Mio. sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigte. Hinzu kamen weitere 7,7 Mio. geringfügig Beschäftigte. Zu diesen Minijobbern werden allerdings auch die geringfügig Nebenbeschäftigten gezählt, die in ihrem Hauptbeschäftigungsverhältnis eine sozialversicherungspflichtige Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung ausüben. Die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten lag 2013 bei knappp 4,8 Millionen.

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Quellen:

Entwicklung der Teilzeitarbeit in Deutschland. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Ulle Schauws, Beate Müller-Gemmeke, weiterer Abgeordneter und der FraktionBÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, BT-Drucksache 18/4266 (März 2015).

 

FAZ.net vom 16.03.2015

 

Weiterlesen:

 

- Schreiber, S. (2015): Erwerbstätigkeit in Deutschland im europäischen Vergleich, IMK Report, Nr. 103, Januar 2015.

 

- Zunehmende Beschäftigung von Frauen. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau), Cornelia Möhring, Jutta Krellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE, BT-Drucksache 18/4150 (Februar 2015).

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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