Geringverdiener Niedriglohn

 

NIEDRIGLOHNSEKTOR:

 

03/08/2015:

Auch 2013 ein Viertel der Beschäftigten von Niedriglöhnen betroffen

(von Markus Krüsemann)

 

 

Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hat heute seine alljährliche Analyse des Niedriglohnsektors vorgelegt. Wie schon im Vorjahr (siehe 04.03.2014) sind bei der Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) auch die Verdienstangaben von Schüler/innen, Studierenden und Rentner/innen mit berücksichtigt worden. Im Ergebnis zeigt sich eine Stagnation auf hohem Niveau: Ähnlich wie 2012 ist im Jahr 2013 fast ein Viertel aller abhängig Beschäftigten von Niedriglöhnen betroffen gewesen.

 

Von Niedriglöhnen wird nach der derzeit allgemein verwendeten Definition dann gesprochen, wenn die Bruttostundenentgelte der Beschäftigten weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns (Medianlohn) betragen. 2013 hat die bundesweit berechnete Schwelle laut IAQ-Report 03/2015 bei 9,30 Euro gelegen.

 

Wie die Analyse ergab, haben 2013 etwa 8,1 Millionen Geringverdiener für Stundenlöhne von weniger als 9,30 Euro gearbeitet. Das entspricht einem Anteil von bundesweit 24,4 Prozent aller abhängig Beschäftigten, nach 24,6 Prozent im Vorjahr. Damit liegt der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland schon im fünften Jahr in Folge über 24 Prozent – eine Stagnation auf wahrlich hohem Niveau.

 

 Anteil der Niedriglohnbeschäftigten an allen abhäng. Erwerbstätigen (in %)

Anteile Geringverdiener
Quelle: IAQ-Report, Nr. 03/2015

 

Junge Menschen und gering Qualifizierte besonders betroffen

 

Am stärksten von Niedriglöhnen betroffen sind laut Report junge Beschäftigte (vgl. 03.12.2014). So kamen 2013 mit 51,5 Prozent mehr als die Hälfte der unter 25-Jährigen nur auf einen Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle. Auch AusländerInnen und Frauen sind überdurchschnittlich häufig Geringverdienende. 34 bzw. 30,5 Prozent von ihnen arbeiteten 2013 zu Niedriglöhnen.

 

Ein großes Niedriglohnrisiko geht auch weiterhin mit geringer beruflicher Qualifikation einher. Von den formal gering qualifizierten Beschäftigten ohne Berufsabschluss waren 2013 ca. 43,9 Prozent Geringverdiener.

 

Vom Mindestlohn hätten 2013 mehr als sechs Mio. Beschäftigte profitiert

 

Vor dem Hintergrund des seit Januar 2015 geltenden gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro/Stunde haben die IAQ-Forscher außerdem berechnet, dass 2013 immer noch gut 6,3 Millionen Beschäftigte unter dieser Grenze gearbeitet haben und damit Anspruch auf den Mindestlohn gehabt hätten. Der Anteil der Beschäftigten mit Stundenlöhnen unter 8,50 Euro hat sich gegenüber 2012 nicht verändert. Er lag in beiden Jahren bei 18,9 Prozent. Das deutet darauf hin, dass die Lohnentwicklung im Niedriglohnbereich zumindest 2013 nicht der durchschnittlichen Steigerung der Löhne in der Gesamtwirtschaft gefolgt ist, denn sonst hätte sich der Anteil der Beschäftigten mit Stundenlöhnen unter 8,50 Euro entsprechend verringert.

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Quelle:

Kalina, T./ Weinkopf, C. (2015): Niedriglohnbeschäftigung 2013: Stagnation auf hohem Niveau. IAQ-Report, Nr. 3/2015.

 

Weiterlesen:

 

- Kalina, T./ Weinkopf, C. (2014): Niedriglohnbeschäftigung 2012 und was ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 € verändern könnte. IAQ-Report, Nr. 2/2014.

 

- Kalina, T./ Weinkopf, C. (2013): Niedriglohnbeschäftigung 2011: Weiterhin arbeitet fast ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland für einen Niedriglohn. IAQ-Report, Nr. 1/2013.

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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.

 

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